„Auf knapp 1000 Seiten zeichnet Rowling ein dichtes Bild der britischen Gesellschaft in den 1970er Jahren und heute, zeigt die Veränderungen und die Kontinuitäten, Vorurteile, Rassismus, Benachteiligung von Frauen, sexuelle Gewalt, Ausgrenzung von Armen, Kritik am britischen Sozialsystem, nationalistische Bestrebungen in Großbritannien. Es geht um Tarotkarten, okkulte Wahnvorstellungen, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten korrekter Erinnerung, einen Serienmörder, Familien, Verlust und Tod…“
Autor: Irmgard Lumpini
Der Stil des Werkes ist unverkennbar die Stimme Bill Cunninghams, der unvoreingenommen und optimistisch in die Welt tritt, und den Abweisung, Rückschritte und der Kampf gegen traditionelle Wege und Herangehensweisen nie entmutigen oder gar in Wut und Verbitterung umschlagen, der glücklich ist, weil er sein Leben mit dem füllt, was ihn glücklich macht.
Mord
„Circa 30 Jahre zuvor haben in den USA und Europa Bürgerkriege geherrscht, die Urban Wars, die als zeitlicher und kultureller Referenzpunkt genutzt werden. Das jetzige politische System der “in Death” Serie bleibt im Dunkel, die Bürgerkriege scheinen aber einige – wenn auch nicht als solche thematisiert – systemimmanente Änderungen herbeigeführt zu haben: Rassismus spielt – zumindest in den USA – keine Rolle mehr..„
“Once Upon a River” handelt vom Leben, von der Sinnmachung der Welt durch Märchen und Mythen und Entdeckungen und natürlich, kein Märchen kommt ohne sie aus, von der Liebe, erfüllter und unerfüllter.
Die Leben ihrer Protagonistinnen reichen von Teenagern bis zu einer Frau in ihren 90ern, die jedoch nicht immer linear beschrieben werden.
Girl, Woman, Other ist ein Werk, dessen Welt vielen (noch) nicht bekannt ist, weil wir bisher nicht viele Gelegenheiten hatten, über sie zu lesen. Leseempfehlung!
Baltimore
Laura Lipmanns Verdienst ist es, die Aufklärung der beiden Kriminalfälle, die es in diesem Jahr tatsächlich in Baltimore gab, niemals aus den Augen zu verlieren, aber dem Buch Dimensionen hinzuzufügen, die weit über das Genre Kriminalliteratur hinausreichen.
Der Untergang
„Ein Roman, der in unsere Zeit gehört”, hat auch jemand geschrieben, und das passt schon, wenn in den 20 Uhr Nachrichten 2 Meldungen aufeinanderfolgen, nämlich 1. dass die große Koalition die Verschärfung von Abschieberegelungen verkündet, die besagen, dass man ohne eine Straftat, außer der, dass man sich selbst aussuchen wollte, wo man wohnt, bis zur Abschiebung in den Knast kommen kann und 2. ein paar Bilder aus einer Gedenkzeremonie im Bundestag anlässlich des 50. Jahrestages des deutschen Grundgesetzes, “Die Würde des Menschen ist unantastbar”, all dies ohne sichtbare Regung von der Nachrichtensprecherin vorgetragen, schön objektiv eben und man will durchdrehen, weil das doch jemandem auffallen muss, diese menschenverachtende Absurdität.“
Von besonderer Bedeutung in “Little Fires Everywhere” sind die Beziehungen zwischen den Müttern und ihren Töchtern, die Frage nach unkonditioneller Liebe und wie Sorge um das Leben der Tochter in Unverständnis und Ablehnung umschlagen kann.
WTF?
Scheitern als Chance. Fragt sich nur wofür. Die Kollegen des Studio B Kollektivs haben auf Anstiftung von Herrn Falschgold hin “Humor” als Klammer für die neue Sendung gewählt.
Ich habe protestiert und dann als Hilfe eine Liste angeblich lustiger Bücher von Herrn Falschgold erhalten, von denen ich 3 kannte, 2 davon bereits in Studio B besprochen wurden, und ich eins gelesen habe.
Unnütz
„Die Stanville Women’s Correctional Facility versucht nicht zu “korrigieren”. Es handelt sich um eine Einrichtung des privaten industriellen Gefängniskomplexes, der in den USA die Ärmsten der Armen beherbergt. Absurde und grausame Anordnungen und Vorschriften, ein System, dass seine Insassen verwaltet und so weit weg von den noblen Überlegungen einer sozialen Rehabilitation entfernt ist wie die Erde vom Mars.“
Texmex
„The Son ist von unglaublicher Grausamkeit, die durch die Konzentration auf die persönlichen Geschichten der einzelnen Familienmitglieder der McCulloughs und ihre inneren Kämpfe und Haltungen dem Mythos der heroischen Geschichte Texas begegnet und zeigt, was die Grundlage für die beiden großen Erzählbilder – riesige Farmen mit unzählbaren Viehherden und Öl – gewesen ist: die Auslöschung der unterschiedlichsten Indianerstämme, der gleichzeitige und länger dauernde brutale Landraub und die Ermordung und Vertreibung der überlebenden Mexikaner durch die Weißen.“
Weltsicht
Aber der Großteil der Weltbevölkerung gehört inzwischen zur Mittelschicht, die sich dadurch auszeichnet, dass genügend Essen und Elektrizität zur Verfügung stehen, alle Heranwachsenden eine Bildung erhalten, in überwiegender Zahl geimpft und nicht durch Masernepidemien bedroht sind.Dies wird nur zögerlich durch Weltorganisationen adaptiert, auch wenn Hans Rosling einen Großteil seiner Zeit dafür verwandte.
Alibi
Stephen Kings letzte Veröffentlichung „The Outsider“ ist ein prall gefüllter Poproman. Eine unglaubliche Vielzahl von popkulturellen Referenzen aus Literatur, Sport, Film, Fernsehen, Märchen und aktuellen politischen Gesellschaftsdebatten näht Stephen King zu einem Thriller zusammen, in dem es vordergründig um die Aufklärung eines brutalen Sexualmordes, letztendlich aber um die Macht des Bösen in all seinen Facetten und Ausprägungen bis hin zum Übernatürlichen und um die Frage geht, ob Freundschaft, Liebe, Solidarität, Vertrauen und Kooperation in unterschiedlich großen Zusammenhängen von der Zweierbeziehung bis hin zu Landkreisen über verschiedene Klassenschichten und Parteigrenzen hinweg eine Chance haben, das Böse zu besiegen.
„Mir ist bewusst, dass sich Ansichten über Gesellschaft, andere Menschen oder das andere Geschlecht im Laufe der Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte verändern. Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass Frauen vor knapp 200 Jahren in nur 2 Zuständen gebacken wurden: entweder als zarte unschuldige Wesen, die niemals und wenn schon, dann nur sehr leise und liebreizend sprechen, oder als vollkommen verderbte Kreaturen. Eine leichte Abwandlung gibt es nur im Alter, dann sind sie vertrocknet.“
„..Der Garten in “The Girls in the Garden” namens Viktoria Park wird von Häusern unterschiedlicher Art umschlossen und von den Bewohnern, hauptsächlich aber deren Kindern, gemeinsam genutzt. Eine Oase inmitten der Metropole: auf der einen Seite viktorianische Villen, auf der anderen preiswertere Stadtbauten mit Mietwohnungen.“ In einer solchen beginnt “The Girls in the Garden”…“
„..Die ausführlichen Beschreibungen des Kunstverständnisses von Felix Buckman können als Bearbeitung der Stilisierung des Naziregimes gelesen werden, die ihre eigenen Gräueltaten mit dem Verweis auf Goethe und Schiller abwehrten, diese “Entschuldigung” wohnt sicher auch anderen Diktaturen und ihren Erinnerungskulturen inne. Felix Buckmans traumatisches Erlebnis, dass seine Tränen fließen lässt und seine Welt zerstört ist der Tod seiner Schwester, den Jason Taverner beobachtet, weil sie ihn nach seiner Entlassung nach der Befragung mit nach Hause genommen hat.“