Seit Juli 2021 erscheint unser Literaturmagazin als Newsletter und Podcast jede Woche auf lobundverriss.substack.com. Alte Episoden könnte Ihr hier lesen und durchsuchen.
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Daniel Kehlmann schreibt uns eine subtile, vielschichtige Geschichte über Geschichte und Geschichtsschreibung, ihr Selbstbild und unsere Bild von ihr. Was beginnt, wie ein Sittengemälde des Mittelalters, jaja, Renaissance, entwickelt sich zu einem Spiegelsaal voll mit Blendern, eingebildeten Wissenschaftlern und aus der Zeit gerissenen Zeugen.
„Auf knapp 1000 Seiten zeichnet Rowling ein dichtes Bild der britischen Gesellschaft in den 1970er Jahren und heute, zeigt die Veränderungen und die Kontinuitäten, Vorurteile, Rassismus, Benachteiligung von Frauen, sexuelle Gewalt, Ausgrenzung von Armen, Kritik am britischen Sozialsystem, nationalistische Bestrebungen in Großbritannien. Es geht um Tarotkarten, okkulte Wahnvorstellungen, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten korrekter Erinnerung, einen Serienmörder, Familien, Verlust und Tod…“
Was als kurzfristiger Aufenthaltsort gedacht war, wird schließlich zu einem Teil dessen, was er vielleicht viele Jahre später selbst einmal als Teil seiner Herkunft bezeichnen wird, und das sich aus vielen Teilen zusammensetzt. Weil Herkunft mehr ist als das, woher jemand kommt.
Es ist eine Mischung aus Biografie und Leerstellen, die Helfer mittels eigener Vorstellungskraft, Fantasie und sicher auch Empathie für ihr eigene Herkunft füllt. Dabei entsteht nicht der Eindruck, dass sie Dinge verklärt, sondern im Gegenteil, es führt dem Leser einmal mehr vor Augen, wie traurig und auch wie komplex und verstrickt das Netz der Menschen sein kann, die wir unsere Familie nennen.
Die Prämisse, blutiger Anfänger sucht das große Glück, sorgt zudem noch für fast belletristische Spannung, so man sich verkneift Frau Konnikovas aktuelles Pokerstanding zu googlen.
Der Stil des Werkes ist unverkennbar die Stimme Bill Cunninghams, der unvoreingenommen und optimistisch in die Welt tritt, und den Abweisung, Rückschritte und der Kampf gegen traditionelle Wege und Herangehensweisen nie entmutigen oder gar in Wut und Verbitterung umschlagen, der glücklich ist, weil er sein Leben mit dem füllt, was ihn glücklich macht.
„Zwei Frauen also, die augenscheinlich vor allem eines verbindet: der Verlust und die Suche nach Heimat und Geborgenheit. Keineswegs kitschig oder rührselig erzählt, beschreibt Dörte Hansen hier anhand verschiedener Generationen die Thematiken Flucht und Vertreibung und das Streben nach Zufriedenheit und Ankommen..“
„Ist es ein König, ein Fürst, ein Bischof oder ist es Cromwell? Wir erfahren, nicht durch beschreibende Worte, nein, durch eine kurze Verwirrung ob der sprechenden Person, dass die Sprechenden sich im Status näherkommen sind, der Sohn eines Schmiedes den gotterwählten König gar dominiert.„
„Circa 30 Jahre zuvor haben in den USA und Europa Bürgerkriege geherrscht, die Urban Wars, die als zeitlicher und kultureller Referenzpunkt genutzt werden. Das jetzige politische System der “in Death” Serie bleibt im Dunkel, die Bürgerkriege scheinen aber einige – wenn auch nicht als solche thematisiert – systemimmanente Änderungen herbeigeführt zu haben: Rassismus spielt – zumindest in den USA – keine Rolle mehr..„
Es gibt so Bücher, da quält man sich. Ob man das muss, gerade als freier, unbezahlter Rezensent, aber auch als schnöder Leser von Büchern, es ist ein ewiger Streit. Ein Streit in dem Anzahl und Wehemenz bejahender Argumente reziprok mit dem Alter des Argumentierenden korrelieren. ????
„Sei Wasser“ sagte einst Bruce Lee (und heute 7 Millionen in Hong-Kong), „Das Leben, ist ein Fluss“ sagt Irmgard Lumpini und bespricht unter dieser Überschrift Diane Setterfields „Once Upon a River“, ein Episches Werk über das Leben an der Themse vor über 150 Jahren.
Zwischen zwei Wassern spielt, dem Hudson und dem East River spielt, traditionsgemäß, die Handlung von Siri Hustvedts „Was ich liebte“, besprochen von Anne Findeisen.
Und gänzlich unter, auf und im Wasser aller Art: Ozean, Amazonas oder Nährlösung spielt der abgefahrenste Roman seit langem: „The Death and Life of Schneider Wrack“ von Nate Crowley, hier besprochen in einer Rezension in der Herr Falschgold ohne mit der Wimper zu zucken noch locker William Ford Gibson und James Joyce mit reinpackt.
Und das sind sie: alle Themen dieser Welt, wie wir in der Diskussion feststellen werden.
Anders als im Theater kann man sich in einer Diskussion nicht hinter Kunstfiguren und Alter Egos verstecken, da wird ohne Handschuhe geboxt, es fließen Tränen und auch Blut. Aber vielleicht auch nicht. Oder doch?!
Theater, die Schauspielerei, für manche ist es Kunst, für andere Mittel zum Zweck, zur Unterhaltung, zum Fühlen, zum die Wahrheit sagen, wo Illusion erwartet wird. Man kann sich erinnern, man kann protestieren oder einfach nur Beobachtungen mitteilen. Und, das Wichtigste, man hat eine Bühne, man wird gehört, und, das Schlimmste, hinterher darf jeder sagen, was er davon hält, was man gerade produziert hat. Heute:
Irmgard Lumpini, die den Roman „Girl, Woman, Other“ von Bernardine Evaristo las, Anne Findeisen, die das Gleiche tat mit Joachim Meyerhoffs „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke “ und Herr Falschgold, der von Sally Rooneys Erstlingswerk „Conversations with Friends“ berichtet.
Anders als im Theater kann man sich in einer Diskussion nicht hinter Kunstfiguren und Alter Egos verstecken, da wird ohne Handschuhe geboxt, es fließen Tränen und auch Blut. Aber vielleicht auch nicht. Oder doch?!
..muss eine Anfang-Zwanzig-Jährige Autorin ungeschliffen und blind sein? Oder vergessen wir nur zu schnell, wie viel wir alle im Kopf hatten, zu einer Zeit, in der wir drei Biere brauchten um durch den Abend zu kommen?
Bereits im ersten Kapitel des Buches, welches den Titel Fünf Etappen trägt, wird dem Leser sehr eindrucksvoll der Alltag von Großmutter Inge und Großvater Hermann, der von Ritual, Disziplin und Skurrilität geprägt ist, geschildert. Bei den fünf Etappen handelt es sich um Getränke, deren Einnahme den Tag strukturieren. Bei den fünf Etappen handelt es sich um Getränke, deren Einnahme den Tag strukturieren. Punkt neun Uhr morgens beginnen sie ihren Tag mit einem Glas Champagner, wodurch es ihnen, wie Meyerhoff uns wissen lässt, gleich viel besser geht.