Was als kurzfristiger Aufenthaltsort gedacht war, wird schließlich zu einem Teil dessen, was er vielleicht viele Jahre später selbst einmal als Teil seiner Herkunft bezeichnen wird, und das sich aus vielen Teilen zusammensetzt. Weil Herkunft mehr ist als das, woher jemand kommt.
Autor: Anne Findeisen
Im fernen Tal
Es ist eine Mischung aus Biografie und Leerstellen, die Helfer mittels eigener Vorstellungskraft, Fantasie und sicher auch Empathie für ihr eigene Herkunft füllt. Dabei entsteht nicht der Eindruck, dass sie Dinge verklärt, sondern im Gegenteil, es führt dem Leser einmal mehr vor Augen, wie traurig und auch wie komplex und verstrickt das Netz der Menschen sein kann, die wir unsere Familie nennen.
Flucht
„Zwei Frauen also, die augenscheinlich vor allem eines verbindet: der Verlust und die Suche nach Heimat und Geborgenheit. Keineswegs kitschig oder rührselig erzählt, beschreibt Dörte Hansen hier anhand verschiedener Generationen die Thematiken Flucht und Vertreibung und das Streben nach Zufriedenheit und Ankommen..“
Was sie liebte
Auch durch die Darstellung zwischenmenschlicher Verhältnisse, wie zum Beispiel dem Betrug, wirft sie Fragen auf, wie die nach einem unsichtbaren Dritten, oder der, ob man einen Menschen durch einen anderen wahrnehmen kann, ohne dessen Anwesenheit. Gleichzeitig steht dabei auch immer die Frage nach dem Selbst im Raum.
Bereits im ersten Kapitel des Buches, welches den Titel Fünf Etappen trägt, wird dem Leser sehr eindrucksvoll der Alltag von Großmutter Inge und Großvater Hermann, der von Ritual, Disziplin und Skurrilität geprägt ist, geschildert. Bei den fünf Etappen handelt es sich um Getränke, deren Einnahme den Tag strukturieren. Bei den fünf Etappen handelt es sich um Getränke, deren Einnahme den Tag strukturieren. Punkt neun Uhr morgens beginnen sie ihren Tag mit einem Glas Champagner, wodurch es ihnen, wie Meyerhoff uns wissen lässt, gleich viel besser geht.
Mexico
Der Mensch hat eine Neigung dazu sich abgrenzen zu wollen. Vor allem gegen Dinge die ihm zuwider sind, weil sie beispielsweise seinen Besitz oder einfach seinen Komfortbereich bedrohen. Ein probates Mittel dafür scheint das Errichten einer Mauer zu sein. Dass gerade wir Deutschen uns mit diesem Thema auskennen muss nicht betont werden, dass wir dieses Jahr das 30jährige Jubiläum des Mauerfalls feiern können dagegen schon. Stellt sich nur noch die Frage was das alles mit T.C. Boyles 1995 erschienenem Roman América , oder im Original The Tortilla Curtain zu tun hat.
„Bereits seine Anreise gestaltet sich beschwerlich und gibt einen tiefen Einblick in das Wesen des Protagonisten preis. Allein darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass er im Nichtraucherwaggon des Zuges nicht rauchen dürfe, lässt ihn vor Wut die Zähne zusammenbeißen.“
Gerüche
Becketts neuer Roman ist damit mehr als nur ein Thriller, der, zugegebenermaßen, leicht von der Hand geht. Er zeugt auch von zutiefst menschlichen inneren Konflikten und Ängsten und aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen, von denen alle in irgendeiner Form betroffen sind.
Yolo
Zwar trennt mich vom Protagonisten das Musiker-Dasein, doch das Gefühl, einen Ort verlassen zu müssen, können neben mir sicher viele Leser nachvollziehen und auch über richtige und falsche Elbseiten, kann der ein oder andere in Dresden Lebende ein Liedchen singen.
Es möge nützen!
„Diejenigen, die selbst auch dem Alkohol zugetan sind und solche, die von Berufswegen mit ihm zu haben, werden dieses Buch vermutlich lieben und vieles bestätigen und nachvollziehen können, von dem Herr Richter da spricht.“
Wien
„Die Geschichte bzw. den Mythos um die beiden Hauptpersonen bringt Böttiger direkt zu Beginn seines Buches, ohne lange Umschweife auf den Punkt. Sie, 22 jährig und aus Klagenfurt in Österreich stammend. Er, 27 jährig und gebürtig aus Czernowitz, Rumänien. Als sie sich 1948 in Wien treffen, sind beide der literarischen Öffentlichkeit noch unbekannt und ihre gemeinsame Zeit dauert gerade einmal sechs Wochen.“
Wer sich, so wie ich, nicht zum ersten Mal in seinem Leben mit Charaktermustern und ähnlichen Dingen beschäftigt hat, dem wird auch bei der Lektüre dieses Buches Einiges bekannt vorkommen. Nichts davon ist neu, aber darum geht es auch nicht. Frau Stahl schreibt in leicht verständlicher Sprache, ohne groß auf Fachbegriffe zu verweisen, die der „Otto Normalverbraucher“ ohnehin erst nachschlagen müsste.
..Das kann einem schon ganz schön auf den Geist gehen, es sei denn, man hat plötzlich einen Geistesblitz. Was ich damit sagen will? Dass sich Siri Hustvedts kürzlich im Rowohlt Verlag erschienener Essay Die Illusion der Gewissheit, oder The Delusions of Certainty, wie er im englischen Original heißt, genau mit diesem Thema befasst. Nämlich der Frage nach dem Geist. Was hat es mit diesem Begriff, den wir so leichthin benutzen auf sich?
„Der Wahlsieg Donald Trumps ist sicherlich von vielen Menschen unterschiedlichster Schichten und
Herkunft mit Bestürzung aufgenommen worden. Doch nachdem man sich langsam damit
abgefunden hat, dass es sich bei seiner Präsidentschaft nicht um einen Irrtum handelt, lässt einen
dieses Buch erneut Kopfschüttelnd zurück. Bereits auf den ersten hundert Seiten berichtet Michael
Wolff so Ungeheuerliches, dass man sich erneut zu fragen beginnt, wie es sein kann, dass eine
Person wie Trump, zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde.“
„Die Suche nach dem Karfunkel, den ich als Sinnbild für die größten Sehnsüchte und das höchste Streben der acht Charaktere ansehe, ist eine Allegorie auf das Leben selbst. Dabei stellt sich, wie auch im realen Leben, heraus, dass die Erfüllung dieser Sehnsüchte nicht mit dem Erreichen des größten Glückszustandes gleichzusetzen ist. Sofern es so etwas etwas überhaupt gibt.“
„..Trotz einer gewissen Komik, die dem Buch eine Leichtigkeit verleiht und keine
„Weltuntergangsstimmung“ aufkommen lässt, wie man es beim ersten Blick auf den Titel vielleicht
vermuten könnte, wird deutlich, wie die Künstler ihrer Zeit – einer Zeit die noch gar nicht so lange
vergangen ist, wie es uns manchmal vielleicht vorkommt – spüren, dass eine große Veränderung
bevorsteht und sich alles im Wandel befindet.“