„..Aber Maddalena ist auch die Verkörperung der Droge selbst. So wie Tito die Finger vom Kokain, kann er sie auch von seiner Liebe Maud nicht lassen. Er ist süchtig nach ihr und wünscht sich so sehr ein gemeinsames Leben, dass er allerlei Kompromisse eingeht und seine Versuche doch zum Scheitern verurteilt sind…“
Autor: Anne Findeisen
Was wäre wenn?
..scheint das Leitmotiv des von Paul Auster jüngst veröffentlichtem Roman 4321 zu sein, welcher in Deutschland im Februar 2017 im Rowohlt Verlag erschien.
Eine Frage die sich wohl jeder Mensch im Laufe seines Lebens schon ein- oder mehrmals gestellt hat, nicht zuletzt ein alternder Schriftsteller, und auf die es keine Antwort gibt. Doch der bereits 70jährige Paul Auster entwirft in seinem über tausend Seiten umfassenden neuen Werk die Welt eines Protagonisten, der in verschiedenen Varianten und Variationen das „was wäre wenn“ ausleben und erleben darf.
Überträgt man die biblische Geschichte – und dies liegt nun einmal nahe – auf das Buch, ist die Verkörperung der Schlange im Roman Marita. Der Leser erfährt jedoch fast nichts über sie und Hemingways Beschreibungen lassen sie weniger wie die große Verführerin, als vielmehr zurückhaltend und devot erscheinen. Was in ihr vorgeht, die Motivationen ihres Handelns oder auch ihre eigene Geschichte und Vergangenheit bleiben im Dunkeln und können nur erahnt werden.
Künstler
„..Der Protagonist Heinrich Vogeler ist der Inszenierungen überdrüssig. So wie es von ihm erwartet wird, schlüpft er regelmäßig in sein Biedermeierkostüm, schlägt den Hemdkragen hoch und bindet sich das Halstuch. Eine Maskerade in der er sich zunächst noch gefällt, die ihm aber, wie sein großes Kunstwerk auch, bald lästig wird. Er erkennt, dass weder sein Werk noch seine Selbstinszenierung etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben, sondern Ablenkung von eben dieser sind…“
„Anders löst der Protagonist Maldoror dieses Thema für sich. Er, dessen Name so viel wie„Sonne des Bösen“ (Aurore du Mal), oder auch „Vergolder des Bösen“ bedeutet, zelebriert die Abscheulichkeiten und besingt die Bösartigkeiten der Bestie Mensch, nicht ohne dabei auch den Schöpfer ins Gericht zu nehmen, der diese Kreatur erschaffen hat..“
„Der Mensch hat nicht nur ein Leben. Er hat viele Leben, eins am anderen, und das ist die Ursache seines Unglücks.“
Genau wie es das Zitat beschreibt, versuchen die Protagonisten in Paul Austers Buch ein Leben am anderen zu führen. Das misslungene Leben wird abgelöst von einem Leben, in dem sie versuchen Dinge richtiger zu machen als vorher und erliegen dabei der Illusion, dass am Ende alles gut werden wird.
Es muss sein!
Auch der Inbegriff der Tragödie, nämlich die Geschichte des König Ödipus, und die Frage nach dessen Schuld wird verknüpft mit den historischen Ereignissen des Prager Frühlings. Entgegen anderer Meinungen finde ich nicht, dass der Autor versucht möglichst viele Gedanken ‚irgendwie unterzubringen‘, sondern seine Gedanken und literarischen und historischen Bezüge sehr genau durchdacht und passend sind.
Fast bin ich geneigt zu fragen: „Und wo bleibt das Positive Frau Berg?“ Ihr permanentes Arbeiten mit Wiederholungen, nicht im wörtlichen Sinne, sondern die sinngemäßen Wiederholungen darüber wie beschissen oder sinnlos (?) der sozialistische Staat ist, mitsamt seiner Konformität, seinen Alkoholikern und seiner Trostlosigkeit, wirkt schnell ermüdend für den Leser.
Schlußstück – Rainer Maria Rilke
„..Zudem erinnert der Vers an die häufig im Islam verwendete Formel: Gott ist groß/Gott ist am größten. Berücksichtigt man diese Komponente und vereinfacht sie, kann man sagen, daßder Tod ebenso allgegenwärtig ist wie Gott..“