„Anders löst der Protagonist Maldoror dieses Thema für sich. Er, dessen Name so viel wie„Sonne des Bösen“ (Aurore du Mal), oder auch „Vergolder des Bösen“ bedeutet, zelebriert die Abscheulichkeiten und besingt die Bösartigkeiten der Bestie Mensch, nicht ohne dabei auch den Schöpfer ins Gericht zu nehmen, der diese Kreatur erschaffen hat..“
Kategorie: Buch
„..Wer jetzt nicht so oft zu Erich von Däniken Vorträgen geht wie Irmgard Lumpini und Herr Falschgold wird sich leicht verwirrt fühlen, was ihn nur im Schweregrad vom Zustand derer unterscheidet, die den ollen Ezekiel schon gelesen haben. Ganz besonders schlimm hat es die erwischt, die dem Ezekiel, geboren 622 vor Christi Geburt in, na wo wohl?, Jerusalem, seine Prophezeiungen abnehmen. Neben besagten Herrn von Däniken, der daraus amüsante Diavorträge für 60+-jährige Ehemänner mit Bastelkeller macht, sind das besagte Tim LaHaye and Jerry Jenkins, den Autoren der Serie “Left Behind”.“
„..Die Götter sterben, wenn keine Geschichten mehr über sie erzählt werden und keiner mehr an ihre Macht glaubt. Davon erzählte Neil Gaimans “American Gods”. Anansi ist – neben seinen Fähigkeiten über die Wege des Wasser, auch der Besitzer aller Geschichten, die er dem Tigergott stahl. “Anansi Boys”, das auch in der deutschen Übersetzung seinen Titel behielt, handelt von der nächsten Generation, der, die nichts mehr von den Göttern weiß…“
We Want What You Have
„..liest man “Capital” zunächst wie einen Polit-Thriller: man will Aufklärung, Aktionismus, Klassenkampf.
Was man bekommt ist Kapitel für Kapitel für Kapitel Einsichten in das Leben von Londonern. Boring. Wenn es nicht interessant wäre. Hochinteressant.“
„Sophies zeigen sich ihre Verlobungsringe beim Frühstück, tauschen ihre Ringe aus, um eine andere Zukunft “anzuprobieren”, die doch immer gleich endet – mit der Ehe zum Ende des Studiums.
Demgegenüber stehen Frauen, zu denen sie sich hingezogen fühlt, die sie aber distanziert betrachtet, weil sie deren Leben mit Parties und Ausgehen nicht teilen kann.“
Black
„..Grausam, unendlich traurig, die Welt dieses Buches – der englische Hochadel – ist kein schöner Platz. Das Beharren auf Traditionen, Herkunft, Äußerlichkeiten, das nur unter der kompletten Aufgabe der Menschlichkeit herrschen kann. Und wenn eine verzagte Hoffnung keimt, auch sie wird zerstört. ..“
https://soundcloud.com/falschgold/edward-st-aubyn-never-mind?in=falschgold/sets/studio-b-2015-m-rz
„..Wäre diese ganze schwer verdauliche Story eigentlich noch größere Kunst, wenn Edward St Aubyn hier nicht seine eigene beschissene Jugend veröffentlicht, sondern sich alles, einfach so, nur ausgedacht hätte? Nach einer behüteten Jugend irgendwo in Mittel-England? ..“
https://soundcloud.com/falschgold/edward-st-aubyn-schlechte-neuigkeiten?in=falschgold/sets/studio-b-2015-m-rz
Striped
„..Wenn wir jetzt jedoch die in den ersten beiden Bänden entwickelten psychologischen Kriegsschauplätze dazu nehmen, auf die es den Haupthelden Patrick Melrose in den bisher 30 Jahre seines Lebens verschlagen hat, und die er klug und allzumenschlich reflektiert, bekommen wir langsam einen sehr, sehr ansprechenden Mix aus Amüsement, Grauen und Reflexion über die Human Condition, der man sich nur schwer entziehen kann..“
https://soundcloud.com/falschgold/edward-st-aubyn-some-hope?in=falschgold/sets/studio-b-2015-m-rz
„..Dennis Scheck würde das Buch jetzt das Rollband herab mit Schwung in die blaue Tonne schicken. Ich aber habe zu viel Lebenszeit mit dem Unsinn verbracht und bin außerdem vertraglich geknebelt, zu jedem noch so grausamen Werk 700 Worte zu rezensieren, was mich vor die Frage stellt, ob ich die letzten 300 derer so böse bin, wie es mich macht, wenn man mir Lebenszeit stiehlt.
Ich versuche es zunächst mit Verständnis und garantiere für nichts.“
Stalker
„.. Sich kurz entspannen, neue Kraft tanken zu können, zum VER-kraften der harten Tatsache, das das Leben bis zum Ende ein beschwerlicher Batzen aus Problemen BLEIBEN wird – außer du kraxelst oben rauf auf den Batzen, sagst -Fuck you Batzen! -, dann geniesst du die Aussicht für’n Moment und lässt dich vielleicht kurz.. – fallen, aber Vorsicht, nicht einfach nur herab, ins nächste Tal.
Wer schafft das denn?“
39:0!
Das Geheimnis des Erfolgs im Fußball erklärt Eduard Bass nicht mit den technischen Fähigkeiten und Überlegenheiten des Teams. Er schreibt – Zitat “Das wahre Geheimnis der Klapperzähne kriegten sie nicht mit: Das war die Überlegenheit an Seele und Gefühl, die unbedingte und uneigennützige Hingabe, in der einer dem andern beistand, die wahre, echte Brüderlichkeit.” Nur, damit hier keiner auf blöde Gedanken kommt – so schwülstig ist nicht das ganze Buch. Und manchmal sind Ausdrücke voller Pathos näher an der unerklärlichen Wahrheit dran als nüchterner Realismus.
Also suchen sie sich was. Was ihnen gehört. Gleiche Interessen, gleiches Ziel, verschworene Gemeinschaft, und fertig is’ die Laube. Nenn’s ne Family wenn du so willst. Und diese Familie, die wird dann auch verteidigt. Und für so manchen jungen Kerl im Osten, der immer nur hört, dass er das und das nicht hat, oder so und so Scheiße is, bedeutet es noch was anderes: In der Energie eines Schlages mit der Faust, mal für ‘ne Sekunde wenigstens, frei zu sein! Selber zu entscheiden, obs auch paar zurück in die Backen gibt.
Man muss kein Moralphilosoph sein, um sicher zu sein, dass die Manipulation jedes zweiten Dollars, der an den US-Amerikanischen Börsen den Besitzer wechselt eher schwer in allgemein anerkannten moralischen Kategorien erklärbar ist. Nicht, das die paar hundert Menschen, die mit genau dieser Masche ihr Geld verdienen das nicht versuchten.
..Die Welt ist kompliziert, und wem das nicht passt, der geht zur Montagsdemo und beschimpft unseren Aussenminister. Steinmeier wie auch McCarthy sind da weiter – die wissen das. Und ob all die Reflexionen, die in sich widersprüchlichen Kommunikationen in Buch und Film die Geschichte um den Counselor nun behindern, oder eben gerade deswegen zu etwas Besonderem machen, muss jede Leserin und jeder Leser für sich selbst entscheiden…
Die Melange von intelligent, zum Teil brüllend komisch bildschaffendem Englisch und noch eines obendrauf setzendem Jiddisch versetzt den Slowreader nach ein paar Seiten Einarbeitung in ein Alaska, in dem es immer nieselt, auf Strassen schmuddeliger als der Times Sqaure 1974, nach Brackwasser stinkend, wenn es nicht nach Kotze riecht, in Hotelzimmer, in denen defekte Reklame in’s Zimmer blinkt, ein Leben nur erträglich mit Hilfe grosser Mengen Wodkas und – wenn man kein Geld hat – der billigen, untrinkbaren kanadischen Art.
Auch wenn die Juden im Werk Chabons vor der drohenden Shoa in Alaska einen Zufluchtsort gefunden haben, während entsprechende Pläne für eine Umsiedlung durch verschiedene US-Politiker nicht erfolgreich waren – die Shoa ist immer noch unbegreiflich. Statt 6 Millionen Jüdinnen und Juden sind nun 2 Millionen ermordet worden. Unfassbar jede Zahl. Die Überlebenden werden in der Figur des Vaters von Meyer Landsmann erinnert: Zitat:
„Landsmanns Vater war gerade in Sitka eingetroffen, allein, an Bord der Willwaw, frisch von einer Tour durch die Todes- und Flüchtlingslager Europas. Er war fünfundzwanzig, kahlköpfig und hatte fast keine Zähne mehr. Bei einer Körpergröße von einem Meter achtzig wog er siebenundfünfzig Kilo. Er roch komisch, redete wirr und hatte als Einziger seiner Familie überlebt. Er war unempfänglich für den sprühenden Pioniergeist im Zentrum von Sitka, für die Arbeitskolonnen junger Jüdinnen mit blauen Kopftüchern, die Negerspirituals mit Sprüchen von Lincoln und Marx auf Jiddisch sangen. Der kernige Geruch von Fisch, gefällten Bäumen und umgegrabener Erde,das Rumoren von Baggern, die Anhöhen ebneten und den Sund von Sitka füllten, das alles schien ihn nicht zu berühren. …Nichts drang in den dunklen Tunnel seiner Reise, nichts spendete ihm Licht.“