Dass sich die dem Genre namensgebenden Fantasien, die Träume, Hoffnungen oder wie in diesem Fall Ängste eineR 40-jährigen komplett von denen eineS 70-jährigen unterscheiden, liegt auf der Hand und so beginnt der erste Band der Broken Earth Trilogie, nicht unterhalb einer gigantischen Mauer, auf deren anderen Seite das Böse lauert, sondern mit einem toten Kind. Dem Einen wie der anderen dieses Klischee in die Schuhe zu schieben, ist ein bisschen schäbig, aber so ist die Welt der Literaturrezension, irgendwoher müssen die Klicks ja kommen.
Autor: Herr Falschgold
Hoffnung
Daß man mit dem ganzen Shit um einen herum, dessen Eisspitze nur Trump heisst und der jetzt doch schon zwei, drei Jahre rumeitert, mindestens, nicht ganz allein ist, macht Hoffnung.
Dass man Autoren wie Stephen King hat, der Spannung mit Handwerk und dem richtigen Platz für’s Herz verbindet, oder Siri Hustvedt, die sich nicht beirren lässt von 280-Zeichen-Statements und wider die Gewissheit streitet und N K Jemisin, die das Genre „Dicker fetter Fantasyschinken“ mit sprachlichem Erfindungsreichtum und einem Sinn für Aufklärung bereichert ohne, auch nur einem Leser damit auf den Sack zu gehen:
Das macht Hoffnung und da bleibt selbst bei den dümmsten Provofragen des Herrn FG am Ende alles friedlich in der Diskussion. Das braucht man auch mal.
„Die Probleme einer wohlhabenden Hippiemutter, die ihre Kinder nicht nur machen lässt, was sie möchten, sondern der die Montessorischule zu restriktiv für die Entfaltung ihrer drei Töchter war, so daß sie diese Homeschooled – diese Probleme habe ich nicht, will ich auch nicht haben und ich kann theoretisch wenig Empathie für diesen First-World-Shite entwickeln – hach, in diesem Buch aber irgendwie doch.“
„Ende 2017 fragte der Autor Michael Wolff den frisch gewählten 45. Präsidenten der USA, anders als seine Vorgänger sehr freizügig mit der Herausgabe seiner Handynummer, ob er die ersten Tage der Präsidentschaft als Chronist begleiten dürfe und erklärte, er plane ein Buch mit dem Arbeitstitel “The Great Transition: The First 100 days of the Trump Administration”. Immer einer Schmeichelei zugänglich lud Trump den Autoren ein, sich frei im neu bezogenen Weißen Haus zu bewegen..“
„…die ethnische Nähe der Schwedischen Landbevölkerung des Jahres 1850 solidarisiert emotional und die Gründe ihres Exodus in die Vereinigten Staaten von Amerika, ihre schwierige und gefährliche Überfahrt, ihre Probleme mit dem Ankommen – all das wird im Buch so spannend und doch nüchtern erzählt und fundamentiert belegt, daß es den einen oder anderen dazu bewegen sollte, seine Ressentiments gegen “nur” Wirtschaftsflüchtlinge aufzugeben und die neuen Schweden mit Namen Mohammed, Rashid oder Abdulla Willkommen zu heißen.“
„.. Sein Lieblingssatz: Das versteht ein 10-jähriger. Versuchen wir es: Kapitalismus, mal unabhängig von allem moralischen Unterbau, hat eine Konstante: das Geld und dessen Fluß von einer Tasche in die nächste. Darum geht es in allem, was die Akteure im Kapitalismus tun. Jeder will Geld haben, es vermehren…“
Im Beitrag erwähnt: Hypernormalization von Adam Curtis
Familiengeschichten
Wir sind auf Seite 47, wir haben noch tausend vor uns, und habe schon Gefühlte 47 Personen kennengelernt, ihre Namen, ihr Verhältnis zueinander, es scheint wichtig zu sein.
Doch das ist nur eine Übung.
Es ging zu machen
In den Spätwerken, hier: „Fiasko“ (geschrieben 1986) ist die Sprache konziser, aber der Übersetzer kann nicht viel älter gewesen sein als ich damals. Dialog:
„Diese Landung hast du ja noch mal sauber hingekriegt.“
„Es ging zu machen“, warf der Pilot hin.
„..Womit man in die Zwickmühle gerät, dem amtierenden Präsidenten der USA, sonst nicht das Zentrum meiner Empathie, irgendwie kind of mitfühlen zu können, wenn er von den Agenten in Langley nicht all zu viel hält. Aber er ist nicht der erste, der das so sieht und er wird nicht der letzte sein, der sich an einem Geheimdienst nicht die Finger verbrennen will. Denn ein Geheimdienst weiß immer mehr von Dir als Du glaubst, das ist nicht nur sein Job sondern auch seine Existenzversicherung…“
„..Wer jetzt nicht so oft zu Erich von Däniken Vorträgen geht wie Irmgard Lumpini und Herr Falschgold wird sich leicht verwirrt fühlen, was ihn nur im Schweregrad vom Zustand derer unterscheidet, die den ollen Ezekiel schon gelesen haben. Ganz besonders schlimm hat es die erwischt, die dem Ezekiel, geboren 622 vor Christi Geburt in, na wo wohl?, Jerusalem, seine Prophezeiungen abnehmen. Neben besagten Herrn von Däniken, der daraus amüsante Diavorträge für 60+-jährige Ehemänner mit Bastelkeller macht, sind das besagte Tim LaHaye and Jerry Jenkins, den Autoren der Serie “Left Behind”.“
We Want What You Have
„..liest man “Capital” zunächst wie einen Polit-Thriller: man will Aufklärung, Aktionismus, Klassenkampf.
Was man bekommt ist Kapitel für Kapitel für Kapitel Einsichten in das Leben von Londonern. Boring. Wenn es nicht interessant wäre. Hochinteressant.“
Let’s talk about.. Literature
Von Büchern, die man nicht in einer Nacht wegliest. Von A wie ISIS bis Z wie Nazis. Die Diskussion.
Let’s Talk about… Kakophonie
Irmgard Lumpini, Anne Findeisen und Herr Falschgold nehmen die rezensierten Bücher unter anderem zum Anlass sich darüber zu unterhalten, ob man Nazis manchmal Nazis sein lassen muss.. Oh Oh..
The Happy Place
Aber das waren auch die 80er. Don DeLillos „Weisses Rauschen“ gilt als Gesellschaftskritik, böse bunte Supermärkte, Konsumerismus, au weia und als Ökokritik, ein Tankwagen kippt um und eine ganze Stadt muss evakuiert werden – was hatten wir für Probleme..
Gestatten: Sibylle Berg
Konzeptionell haben wir uns die Einführung in diese Sendung bei einer ganz Großen abgeschaut: Sibylle Berg.
Romantik
Gemessen an der Zahl angestrichener Stellen, manche ganze Seiten lang, ist Sibylle Berg mein neuer Paulo Coelho. In ihrem Buch “Vielen Dank für das Leben” sind es 39. Jede einzelne würde ich hier, sofort mit Begeisterung vorlesen – wenn das nicht peinlich wäre. Ich würde vielleicht nicht gleich für einen pseudoreligiöse Spinner gehalten werden, ausser von Anhängern der FDP, aber mindestens für ein Romantiker. Einen Romantiker wie Sibylle Berg selbst.