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Lyrik Rezensionen

Eines Tages – Jochen Distelmeyer

„..das Gedicht ist lebensnotwendig. Schon am ersten Abend des Daseiens auf der Welt wird der noch blinde Korpuskel von der Mutter in den Schlaf gewiegt mit „LaLaLa“ und „Schlaf mein Kind“, während der stolzgeschwellte Erzeuger mit seinen Kumpels „Zwan-Zig Zentimeter“ grölend dem Wohnhause zu wankt, um in der Hecke davor zu schlafen. .“

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Aufmacher Diskussion Komplette Sendung Rezensionen

Lyrik!

Sieben Jahre musst Du..

Stop, Rewind.

Nur weil es derzahl Jahre keine Studio B – Sendung über Lyrik gab muss man nicht gleich mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner beginnen. Aber eine Einführung haben wir uns verdient. Gegeben wird diese von Anne Findeisen, denn sie hat zum Thema Liebe und Durchblick.

Dann üben wir praktisch in drei spontanen Kurzrezensionen.

Dann werden wir länger und tiefer, Herr Falschgold zu einem Gedicht von Jochen Distelmeyer, Irmgard Lumpini zu einem Song von Lou Reed und Anne Findeisen zu Rilkes „Schlußstück“.

Danach: Auswertung. Keine Benotung. Wir wollen die neugewonnene blaue Blume der Zuneigung zum Genre nicht gleich ersäufen.

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Don WInslow Rezensionen The Power of the Dog

Mohn

„The Power of the Dog“ ist kein Roman für den Schlingeschlund des Serienbesessenen Suspenseliebhabers, es ist das Vollbad für den Vielduscher. Man soll es geniessen, in die mexikanische Kultur eingführt zu werden, die Upper Westside den Hudson hoch zu schlendern und einen Abriß über die Politischen Verwicklungen der USA im MIttelamerika der 80er Jahre zu bekommen. „

 

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Neal Stephenson Rezensionen Seveneves

Gecrasht

„Holy fucking shit, Neal. Neal, Neal, Neal Neal, Neal.. Was machst Du hier mit uns…

Neal Stephenson hat einen Roman geschrieben, der unendlich deprimierend ist. Und genauso grenzenlos empfehlbar. Es ist seit langem ein Roman bei dem man 200 Seiten im Buch nicht das Ende ahnt. Es kommt alles ganz anders. GANZ anders.

Deshalb hier die Bitte an alle, die Starke nerven und ein positives Gemüt haben, sofort abzuschalten und sich Neal Stephensons unaussprechlichen Roman “Seveneves” zu holen und wiederzukommen, nachdem die letzte Seite gelesen ist. Ich verspreche beim heiligen Douglas Adams, dass niemand enttäuscht sein wird. Das Buch ist noch nicht übersetzt, aber der Schwierigkeitsgrad is mässig und man vermeidet bei sofortigem Lesen den unvermeidlichen Spoiler, den ein gedankenloser Verleger durch den Deutschen Titel verbrechen wird.

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Buch Edward St Aubyn Rezensionen Some Hope

Striped

„..Wenn wir jetzt jedoch die in den ersten beiden Bänden entwickelten psychologischen Kriegsschauplätze dazu nehmen, auf die es den Haupthelden Patrick Melrose in den bisher 30 Jahre seines Lebens verschlagen hat, und die er klug und allzumenschlich reflektiert, bekommen wir langsam einen sehr, sehr ansprechenden Mix aus Amüsement, Grauen und Reflexion über die Human Condition, der man sich nur schwer entziehen kann..“

https://soundcloud.com/falschgold/edward-st-aubyn-some-hope?in=falschgold/sets/studio-b-2015-m-rz

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Buch Juli Zeh Nullzeit Rezensionen

Rechtsanwaltsgebührentabelle nach RVG

„..Dennis Scheck würde das Buch jetzt das Rollband herab mit Schwung in die blaue Tonne schicken. Ich aber habe zu viel Lebenszeit mit dem Unsinn verbracht und bin außerdem vertraglich geknebelt, zu jedem noch so grausamen Werk 700 Worte zu rezensieren, was mich vor die Frage stellt, ob ich die letzten 300 derer so böse bin, wie es mich macht, wenn man mir Lebenszeit stiehlt.

Ich versuche es zunächst mit Verständnis und garantiere für nichts.“

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Diskussion

Let’s talk about – Sprache.

Irmgard Lumpini, Hesh und Herr Falschgold kommen, von drei Unterschiedlichen Ergebnissen ihrer Lektüre aus, in dieser Show am Ende fast zu unheimlicher Harmonie. Fast. Wie immer.

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Buch Flash Boys Michael Lewis Rezensionen

Erst kommt das Fressen und dann die Moral.

Man muss kein Moralphilosoph sein, um sicher zu sein, dass die Manipulation jedes zweiten Dollars, der an den US-Amerikanischen Börsen den Besitzer wechselt eher schwer in allgemein anerkannten moralischen Kategorien erklärbar ist. Nicht, das die paar hundert Menschen, die mit genau dieser Masche ihr Geld verdienen das nicht versuchten.

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Buch Michael Chabon Rezensionen The Yiddish Policemen's Union

Alaska

Die Melange von intelligent, zum Teil brüllend komisch bildschaffendem Englisch und noch eines obendrauf setzendem Jiddisch versetzt den Slowreader nach ein paar Seiten Einarbeitung in ein Alaska, in dem es immer nieselt, auf Strassen schmuddeliger als der Times Sqaure 1974, nach Brackwasser stinkend, wenn es nicht nach Kotze riecht, in Hotelzimmer, in denen defekte Reklame in’s Zimmer blinkt, ein Leben nur erträglich mit Hilfe grosser Mengen Wodkas und – wenn man kein Geld hat – der billigen, untrinkbaren kanadischen Art.

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Alles was ist Buch James Salter Rezensionen

Don’t waste your life like Philip Bauman

Der Titel, auch im Englischen mit “All that is” zeigt  lakonisch Resignation an, vielleicht auch Langeweile, vielleicht und im besten Falle kündigt der Autor an alles, aber auch wirklich alles zu berichten, das einmal war. Finden wir das gut? Irgendwie ja. Aber es könnte auch unendlich langweilig werden.

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Rezensionen

Mustererkennung

..Wie aber geht man als vermeintlich noch intelligenteres Wesen mit derlei schockierenden, evolutionär wie erlernte Muster auflösenden Ereignissen um? Das ist die tief und dunkel lauernde Frage unter der Oberfläche eines äußerst unterhaltsamen und vielschichtigen Romans von John Scalzi…

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Buch Rezensionen

Literaturkritik ist subjektiv. Eine Einleitung zum Streit um Bini Adamczaks „gestern, morgen“

„Geschichtsschreibung und deren Ergebnis, Bücher, die Geschichte beschreiben, werden zumindest hierzulande, bei den Dichtern, Denkern und seit 60 Jahren Deeskalationsspezialisten als objektiv und neutral verkauft. Was Bullshit ist. Weder kann Geschichte kontextlos, objektiv erzählt werden, noch, und das ist für die heutige Show wichtiger, wird sie so erlebt – Geschichte passiert, wenn sie Dich erwischt, Dir und in einem sehr realen Kontext..“

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Between the Bridge and the River Buch Craig Ferguson Rezensionen

Pogo

Denn der Verfechter der geraden einfachen Wahrheit und der, der tiefschürfenden moralischen Parabel haben beide das gleiche Problem: Sie fühlen sich wie lebensrettende Sniper oder tödliche Neurochirurgen, die den Kern der conditio humana freizulegen wissen und sind im allgemeinen eher Splitterbomben, die bei fast jedem ihrer Rezipienten knapp am Herzen vorbeischiessen und diesen non-lethal getroffen vor sich hinbluten lassen. Literarische Pol-Pots.

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Buch Rezensionen Sebastian Junger War

Restrepo

„Woraus sich ergibt, dass Junger in seinem Leben kein Freund der Taliban mehr wird. Nicht aus heren ideologischen ZDF-Terrorismus-Expertengründen, sondern weil er ein Jahr lang in einem Vorposten in Afghanisten namens „Restrepo“ gelebt hat. Wie der Posten zu seinem Namen kam, erzählt er mit einer kleinen Geschichte über drei der Platoonmitglieder, die kurz vor dem Abmarsch ins Korangaltal nochmal das Leben genießen, einen Kurzausflug nach Rom machen..“

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Buch Music for Chameleons Rezensionen Truman Capote

Vorworte

„..Im Englischen Original findet Capote den Rhythmus eines Erzählers nach der ersten Flasche Champagner, wenn aus einem kleinen, nicht sonderlich bedeutenden Erlebnis eine fesselnde Story wird, weil genau die richtige Menge Ethanol dem Erzähler die Zunge löst, ohne die Worte zu vernuscheln, weil ihm Details einfallen, die leuchten, ohne den Erzählpfad zu überstrahlen..“

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Buch J.K. Rowling Rezensionen The Casual Vacancy

Midsomer Aneurysm

„..Der Leser wie die Protagonisten müssen also lernen, nur mit dem Geist von Barry Fairbrother zu leben, in bester Englischer Krimimanier ein charakterbeschreibender Name zum Fingerlecken, ein Barry ist schon vor der Beschreibung der Autorin ein kleiner, leicht rundlicher Freudenspender und ein Fair Brother ist er auch noch. Warum muss so ein guter Mensch sterben, Frau Rowling?..“