„Bereits seine Anreise gestaltet sich beschwerlich und gibt einen tiefen Einblick in das Wesen des Protagonisten preis. Allein darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass er im Nichtraucherwaggon des Zuges nicht rauchen dürfe, lässt ihn vor Wut die Zähne zusammenbeißen.“
Let’s talk about.. Brainfucks
Wenn man nur lobpreist erzeugt das eine ungewohnt friedliche Stimmung, selbst wenn man über düstere Themen redet – so geschehen in der aktuellen Studio B – Diskussion.
Der Untergang
„Ein Roman, der in unsere Zeit gehört”, hat auch jemand geschrieben, und das passt schon, wenn in den 20 Uhr Nachrichten 2 Meldungen aufeinanderfolgen, nämlich 1. dass die große Koalition die Verschärfung von Abschieberegelungen verkündet, die besagen, dass man ohne eine Straftat, außer der, dass man sich selbst aussuchen wollte, wo man wohnt, bis zur Abschiebung in den Knast kommen kann und 2. ein paar Bilder aus einer Gedenkzeremonie im Bundestag anlässlich des 50. Jahrestages des deutschen Grundgesetzes, “Die Würde des Menschen ist unantastbar”, all dies ohne sichtbare Regung von der Nachrichtensprecherin vorgetragen, schön objektiv eben und man will durchdrehen, weil das doch jemandem auffallen muss, diese menschenverachtende Absurdität.“
Brainfucks
Dass Herr Falschgold etwas völlig anderes unter einem Brainfuck versteht als Sibylle Berg wurde spätestens in der Diskussion zur heutigen Sendung klar. Aber man hätte es schon ahnen können, als Irmgard Lumpini von Frau Bergs aktuellem Buch „GRM: Brainfuck.“ zwar geflasht war, aber trotz tiefschwarzer Dystopie sehr angetan. Herr Falschgolds Brainfuck-Moment kam spätestens als er bemerkte, dass Adrian Tchaikovsky in seinem 2014 erschienenen Roman „Children of Time“/“Kinder der Zeit“ den Feminismus unserer Gesellschaft aus der Sicht von Spinnen analysiert. Und dass es der Hauptheld in Daniel Kehlmanns Durchbruch „Ich und Kaminski“ kopfmässig auch nicht leicht hat, tat dem Vergnügen, welches Anne Findeisen bei der Lektüre hatte keinerlei Abbruch – im Gegenteil.
Uns so konnte das Kollektiv anschließend nur Lobpreisungen konstatieren und ließ sich von dieser positiven Stimmung zu tiefgründiger, ziviler und wirklich hörenswerter Diskussion verleiten.
Spidermen
„Allein diese kleine, große brillante Idee, die Evolution, die uns angeborene Suche nach Mustern, Mathematik und Religion verbindet, macht das Buch zu einem neverending Brainfuck, denn plötzlich sind wir als Leser nicht mehr nur Beobachter von Evolution im Zeitraffer, wir lesen und denken plötzlich nach über – Gott.“
Babyhamlet
Und Ian McEwan, oder sein Lektor, wussten, dass das nicht lange gut gehen kann und beenden dieses Werk hart am literarischen Experiment nach dankbaren 150 Seiten mit einem leicht erwartbaren Ende und entlassen den Leser in seine Realität, die er mit ein wenig anderen Augen sehen wird, fast hätte ich gesagt Kindes.. aber wir wollen uns zusammenreißen, es war nur ein Buch, aber ein gutes und, für Freunde des Aussergewöhnlichen, ein tolles.
Gute Bücher
Es gibt so viele furchtbar schlechte Bücher, dass man manchmal vergisst wie viel ein solide gutes Buch wert ist (ja, liebe Lokalkriminalverlage a la „Mord in Dresden“ wir leeren unser Postfach – direkt in die Bücherspende). Kein „ah, unvergesslich“, kein „oh, bewegend“ ist in dieser Sendung zu hören, jedoch dreimal „empfehlenswert“ und manchmal ist es genau dass, was man als Hörer hören und als Rezensent rezensieren möchte.
Als da wären:
- „Little Fires Everywhere“ von Celeste Ng, empfohlen von Irmgard Lumpini
- der sechste Teil der David Hunter Reihe von Simon Beckett „Die ewigen Toten“ empfohlen von Anne Findeisen
- Ian McEwans „Nutshell/Nusschale“ empfohlen von Herrn Falschgold.
Empfehlungen allenthalben.
Von besonderer Bedeutung in “Little Fires Everywhere” sind die Beziehungen zwischen den Müttern und ihren Töchtern, die Frage nach unkonditioneller Liebe und wie Sorge um das Leben der Tochter in Unverständnis und Ablehnung umschlagen kann.
Gerüche
Becketts neuer Roman ist damit mehr als nur ein Thriller, der, zugegebenermaßen, leicht von der Hand geht. Er zeugt auch von zutiefst menschlichen inneren Konflikten und Ängsten und aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen, von denen alle in irgendeiner Form betroffen sind.
Let’s talk about.. good books
Manchmal kann man beim besten Willen keinen roten Faden finden, außer dem, dass alle Mitglieder des Studio B Kollektivs nicht über- aber glücklich waren mit der Auswahl ihres Werkes. Und so.. gab es noch nicht mal einen richtigen Zoff! Man kann sein Leben sinnloser verschwenden.
ROFL
Mein erstes John Niven Buch war “Coma” und das ist bis heute auch mein Lieblingsbuch von ihm geblieben. Weil hier einfach alles passt.
Und weil es das Buch ist, bei dem ich so viel lachen musste, das es mir als erstes einfiel als ich zu dieser Sendung eingeladen wurde.
Yolo
Zwar trennt mich vom Protagonisten das Musiker-Dasein, doch das Gefühl, einen Ort verlassen zu müssen, können neben mir sicher viele Leser nachvollziehen und auch über richtige und falsche Elbseiten, kann der ein oder andere in Dresden Lebende ein Liedchen singen.
WTF?
Scheitern als Chance. Fragt sich nur wofür. Die Kollegen des Studio B Kollektivs haben auf Anstiftung von Herrn Falschgold hin “Humor” als Klammer für die neue Sendung gewählt.
Ich habe protestiert und dann als Hilfe eine Liste angeblich lustiger Bücher von Herrn Falschgold erhalten, von denen ich 3 kannte, 2 davon bereits in Studio B besprochen wurden, und ich eins gelesen habe.
Ob berechtigt oder nicht wird von Teilen des Studio B Kollektivs die Humorkompetenz von Teilen des Studio B Kollektivs bezweifelt, weswegen der Falschgoldsche Vorschlag aus dem Halbfeld, eine Sendung zum Thema „Humor“ zu machen, jahreszeitgemäß passend zu Fasching und dem nicht weniger schlimm klingenden lokalen Festival „Humorzone“, mit Seufzen und Stöhnen bedacht wurde.
Aber robust konstruktiv wie wir nun mal sind, luden wir uns einen Fachmann dazu, Mikis Wesensbitter mit nun schon drei Büchern im Regal, allesamt wirklich funny. Irmgard Lumpini bekam Hilfestellung was die Buchauswahl betrifft, Anne Findeisen kramte in ihrer Witzekartei und Herr Falschgold, las zur Abwechslung mal ein Buch von einem lustigen Menschen.
Hinterher diskutieren vier Deutsche den Humor.
Let’s talk about.. sog. Humor
Wenn Anne Findeisen beginnt, Witze zu erzählen..
FTW!
..um mit einer eher unerfreulichen Situation wie.. Apartheid, umzugehen braucht es vor allem eines: stoische Ruhe. Und das lernt man im Fall von Trevor Noah sehr schnell, als er im Alter von 9 Jahren zusammen mit seinem jüngeren Bruder von seiner Mutter aus einem fahrenden Auto geworfen wird.