„Stoischen Gemütes spricht er fast nie und bleibt fast immer ruhig, außer wenn er seine heldischen Nahkampffähigkeiten einsetzen muss, allerdings verabscheut er den Kampf mit Messern. Der Kampf gegen mehrere Gegner ist nie ein Problem. Er trinkt seinen Kaffee schwarz und ist von Mathematik und Bluesmusik fasziniert, und er weiß immer, wie spät es ist, ohne jemals eine Uhr zu konsultieren. Körperliche Gewalt wird in epischen Ausmaßen ausgeübt, die Opfer sind abscheulichste Charaktere. „
Kategorie: Medium
Verarscht.
Diese Wette habe ich gewonnen. Da es um nichts ging, habe ich nur laut gelacht, als ich zur letzten Seite des Buches kam, und um ehrlich zu sein, ich kam mir auch ein bisschen verarscht vor:
Denn da stand: „Ich danke meinem Freund Oliver Stone.“
Das erklärte sehr viel: Warum ich mich bei der Lektüre die ganze Zeit gefragt hatte, warum mir ein Drehbuch als Literatur angedreht worden war; warum ausnahmslos alle Charaktere bewußt „schräg“ und pittoresk und dabei eindimensional angelegt waren; warum auf einmal Don Winslows sonst so geschätzter Stil mit augenöffnenden nebenher laufenden und superb recherchierten Erklärungen zur Geschichte klischeetriefenden aber actiontrunkenen Handlungssträngen gewichen waren. Es hätte mir überhaupt nichts ausgemacht, ein Drehbuch zu lesen – ich schaue auf dem Klo auch gerne Kataloge an. Aber da stehts vorn drauf, hier wird es eben erst zum Schluss ehrlich..
narcotraficantes
Fight or Flight
„Es ist die Beschreibung der Interaktion von Kaputten, von Menschen, die den Tiefpunkt erreicht haben, die eine Millisekunde erstarren vor dem unglaublichen shit der Dir passieren kann, in einem Drecks-50er-Jahre-Amerika, das man Stephen King, siehe letzte Studio B Sendung, um die Ohren hauen möchte, bis sie ab sind…“
..Zeitlich ist „Paris Trout“ kurz nach dem Ende des Koreakrieges angesiedelt. Indem dies aber nur angedeutet wird, erreicht Pete Dexters Erzählung eine seltsam aus der Zeit gefallene Wirkung und erscheint als Parabel für andere Zeiten, andere Orte…“
…Auch wenn 11/22/1963 phantastische Elemente enthält, ist es ein Roman, der sich mit realen Ereignissen, Personen und gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzt.
Für die Recherchen zum Buch traft sich Stephen King unter anderem mit Doris Kearne Goodwin, die als Assistentin von Lyndon B. Johnson gearbeitet hatte. Von ihr stammen einige der furchteinflößendsten Dystopien, die ohne die Ermordung von John F. Kennedy hätten eintreten können. Gleichzeitig ermöglichten die genauen Recherchen nach den Lebensbedingungen und -umständen Stephen King ein äußerst genaues Bild der Vergangenheit, in dem durch unzählige Details vergangene Jahre plastisch werden. Stephen King ist dabei weit entfernt von Nostalgie. Auch wenn sich für die weiße Mittelschicht die Lebensbedingungen kontinuierlich verbesserten – der allgegenwärtige Rassismus, Bigotterie, Kleingeist und Gewalt gegen Frauen werden ebenso gezeigt. Wonach Stephen King sucht ist die Antwort auf die Frage, wie weit jede und jeder Verantwortung für den Verlauf der Geschichte trägt, und in welchem Maße persönliches Glück vor dem Ringen um eine gerechte Gesellschaft für alle stehen kann oder überhaupt darf…
…Und schliesslich, der unsägliche “Warren” Report als DAS Fallbeispiel für einen Haufen Mumpitz der über Jahrzehnte die Gerüchteküche anheizte.
Und zwar WEIL die Regierung die Wahrheit über Kennedys tatsächliche Machenschaften wusste, die wirklichen Beweise und Unterlagen, das er als Opfer der üblichen Verdächtigen gar nicht wirklich in Frage kam aber auf keinen Fall veröffentlichen wollte.
Kennedys Heiligenschein liberaler Fortschrittlichkeit sollte über Jahre die Kräfte der Konservativen bündeln…
Mord?
..Obwohl der Pessimissmus eines Thomas Bernhard anklingt, wird dieser nicht in Wiederholungen still gestellt. Vielmehr versuchen beide Hauptfiguren, Mangold und Sebastian, diesem zum Trotz zu handeln, um der Hoffnungslosigkeit zu entfliehen. Rache und die Frage nach Verantwortung des Einzelnen sind Motive, die einen Weg aus dem phlegmatischen Pessimisus aufzeigen..
..Den einzelnen Kapiteln sind jeweils kaleidoskopartige Nachrichten vorangestellt, die über fiktive kulturelle, politische oder gesellschaftliche Ereignisse berichten. Diese Vorworte stehen mit der Handlung von “Otherland” nicht im direkten Zusammenhang, zeigen aber schlaglichartig verschiedene Facetten der Kultur, wie sie sich Tad Williams für die Mitte des 21. Jahrhunderts vorstellt. Oft erscheinen diese Nachrichten absurd, manchmal jedoch erschreckend real..
Film im Kopf
..Die dritte Tugend von Otherland ist die erstaunlich stringente, nie wirklich ausufernde Handlung. Diese erzeugt zwar eine gewisse Ausrechenbarkeit, man hat recht frueh eine Ahnung worauf das alles hinausläuft, aber dafuer ist man dankbar, denn so kann man sich geniesend auf den Film im Kopf konzentrieren, kann mit den Protagonisten fiebern, und die Bösewichter verfluchen..
„Es gibt keinen Beweis dafür, dass wir auf diesem Planeten sind, um besonders glücklich oder besonders normal zu sein. Und es spricht viel dafür, dass unser Unglück und unsere Abweichungen, unsere Ängste und Zwänge, also die am wenigsten geschätzten Teile unserer Persönlichkeit uns dazu bringen, eher interessante Dinge zu tun.“
Action!
„..Wie gesagt, der Beginn einer All-American-Novel, wie es auch Jonathan Franzen nicht anders macht, aber Neal Stephenson vergisst nicht, dass es vor allem Geeks sind, die seinen Roman lesen, dessen Titel man die ersten drei mal als README, liesmich, überliest, und bei dem es einem erst beim vierten mal aufgeht, halt, REAMDE, das M und das D sind vertauscht. What the fuck?..“
… A. J. Liebling beschreibt Boxen als fortlaufende Geschichte von Generationen, in denen Männer, die miteinander kämpfen, Geschichte direkt weitergeben, und er, der selbst den Boxkampf in seiner Jugend praktiziert hat, nennt es ein – Zitat – „erregendes Gefühl, vom frühviktorianischen Zeitalter nur durch eine Serie von Schlägen auf die Nase getrennt zu sein.“ – Zitat Ende …
„…Wenn die Radioshow nicht an ihrem Stammplatz, dem Fitzgerald Theatre in St. Paul, der Hauptstadt von Minnesota, aufgezeichnet wird, geht sie auf Tour, und findet dann an uns so wundersam erscheinenden Orten wie z. B. der Landwirtschaftsmesse in Michigan statt. Zitat: „Wir touren mit der Show, weil ein Schriftsteller herauskommen und Sachen entdecken muss.“ Dort verkostet Garrison Keillor Rhabarberkuchen und besichtigt Rinder. Er macht sich über die Landbevölkerung lustig, und überraschenderweise lachen sie mit ihm gemeinsam…“
Not Dying In The USA
„..Erzählt wird dieser Teil der Ereignisse, wie das ganze Buch aus den Blickwinkeln eines knappen Dutzends Handelnder, ein Verfahren, was in einer TV-Serie mit 22 Folgen im Jahr Sinn macht, die Spannung oben hält und für Cliffhänger sorgt – in einem Buch von ein paar hundert Seiten wirkt es…gewollt, bestsellerheischend, Dan Brownisch – und macht einen entsprechend wahnsinnig..“
Superhero #2
„…Letztens wollte ich dies dann ändern und musste feststellen, dass meine Miniküche überhaupt keinen Lagerraum für Lebensmittel hatte und mein Minikühlfach nur eine Wodkaflasche, die ich für Gäste bereithalte, fassen kann. Ich kaufte also ein kleines Regal und einen Kühlwürfel, um mir permanente Supermarktbesuche zu sparen. Und dann bekam ich ein Kochbuch geschenkt, dessen Inhalt und Autoren ich nicht genügend lobpreisen kann. Nigel Slater, Verfasser diverser preisgekrönter Kochbücher und einer wöchentlichen Kolumne für den britischen Observer, versteht mich. Nie hat mich ein Buch persönlicher angesprochen, auch wenn ich – wie alle Menschen – gelegentlich zur Identifikation mit den Protagonisten dicker Romane neige!…“