..Siebzig Jahre nach der großen Hungersnot in Griechenland, die durch die deutsche Wehrmacht entstand, die systematisch Fertigungsanlagen demontierte und die komplette Ernte von 1941 nach Deutschland sandte und dadurch bis zu 450.000 Griechen verhungern liess, sorgt die Austeritätspolitik unter Führung der Deutschen für neue Tote: nicht nur die Zahl der Selbstmorde ist enorm gestiegen. Durch den Abbau des kommunalen Gesundheitswesens ist die Zahl der Totgeburten bei gleichzeitigem Rückgang der Geburtenrate um 22% gestiegen. In Europa, 2013..
Kategorie: Medium
Freibad
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Eines Morgens schlurfte Kenny an meinen Tisch. Schielendes Buchgedeckel: Was ich denn da so, manisch läse?
“Ein amerikanischer Albtraum” von James Ellroy.
“Heshie, das ist Dreck, davon wirst du kein besserer Mensch!”
Nun, er hatte Recht.
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Restrepo
„Woraus sich ergibt, dass Junger in seinem Leben kein Freund der Taliban mehr wird. Nicht aus heren ideologischen ZDF-Terrorismus-Expertengründen, sondern weil er ein Jahr lang in einem Vorposten in Afghanisten namens „Restrepo“ gelebt hat. Wie der Posten zu seinem Namen kam, erzählt er mit einer kleinen Geschichte über drei der Platoonmitglieder, die kurz vor dem Abmarsch ins Korangaltal nochmal das Leben genießen, einen Kurzausflug nach Rom machen..“
„…Der auch heute noch vorherrschende heteronormative Dualismus wurde von vielen Feministinnen der 2. Welle nicht bekämpft, sondern sie vertraten zu einem Großteil die Annahme, dass Frauen die besseren Menschen seien mit den positiven Zuschreibungen wie z. B. der Friedfertigkeit, die ihr auch die Gesellschaft gegeben hatte. Ein Motiv der kämpfenden Frauen, die diese auch in den Interviews bestätigten, war aber auch Rache, die vom humanistischen Gesichtspunkt aus als negativ und rückwärtsgewandt bewertet wird. Damit war es auch aus Sicht der neueren Historikerinnen schwierig, dieses Motiv anzuerkennen…“
Irmgard Lumpini, Heiko Schramm und Herr Falschgold diskutieren über Truman Capote, Music for Chameleons und den Sinn und Unsinn von werkserklärenden Vorworten.
„..Capote spricht in Andeutungen über einen gefühlt als schier endlos empfundenen künstlerischen Kampf, erwähnt die Dämonen seines obsessiven Wesens, irgendwo im Dunkel dieser Zeilen schimmern quälende Fragen um Schuld, und die Angst vor der Sühne..“
„..Ich hatte noch immer gewusst, wie gut es sich anfühlt, Truman Capote zu lesen. Ich hatte das Gefühl jedoch vergessen.
Wo Heiko Schramm Schmerz und Verzweiflung sieht, sehe ich Schönheit ohne Vorbedingung, unendliche Boshaftigkeit und flirrende Luft und das Wissen um das Leben, so an sich, um mit einer dreschenden Phrase zu schließen..“
Vorworte
„..Im Englischen Original findet Capote den Rhythmus eines Erzählers nach der ersten Flasche Champagner, wenn aus einem kleinen, nicht sonderlich bedeutenden Erlebnis eine fesselnde Story wird, weil genau die richtige Menge Ethanol dem Erzähler die Zunge löst, ohne die Worte zu vernuscheln, weil ihm Details einfallen, die leuchten, ohne den Erzählpfad zu überstrahlen..“
„Ich strebe.“ – war (eine von) Truman Capotes gewünschten Grabinschriften. Wonach, wieso – war ihm wohl selbst nicht klar, aber daß Capote ein Leben lang „strebte“ ist langjährigen Capote-Lesern wie Irmgard Lumpini und Heiko Schramm klar und wird dem Capote-Debütanten Herrn Falschgold durch das „Alterswerk“ „Music for Chamaeleons“ klargemacht.
Wie unterschiedlich die Meiungen zu einem Klassiker der Amerikanischen Literatur sein können, zeigt Studio B in dieser Show:
Irmgard Lumpini führt in das Thema ein, Heiko Schramm gibt uns das Big Picture, Herr Falschgold scheint „just not convinced“ (yet) und all das wird besprochen in unserer Diskussion.
„..Der Leser wie die Protagonisten müssen also lernen, nur mit dem Geist von Barry Fairbrother zu leben, in bester Englischer Krimimanier ein charakterbeschreibender Name zum Fingerlecken, ein Barry ist schon vor der Beschreibung der Autorin ein kleiner, leicht rundlicher Freudenspender und ein Fair Brother ist er auch noch. Warum muss so ein guter Mensch sterben, Frau Rowling?..“
„..Verwöhnt wie wir von Helden und Erfolgsgeschichten nun mal sind, weil nur für jene, die es ans Licht schaffen, sich die Geschichte die Mühe macht, von deren Existenz zu berichten, erleben wir schauernd, wie sich das Rad der Möglichkeiten wieder zurückdrehen kann, Menschen in die Schlagschatten ihrer Existenz zurück ”rutschen”..“
No Future?
„..Bam! Bam! Bam! prasselten die negativen Rezensionen über J. K. Rowling herein. Aber ein Roman, der die Beschreibung einer Kleinstadt und ihrer Bewohner in der heutigen kapitalistischen nordeuropäischen Gesellschaft zum Thema hat – wie magisch darf’s denn sein? ..“
Es ist kein besonders gut gehütetes Geheimnis: Boxen gehört zu den Leidenschaften von 2 Dritteln des Studio B Kollektivs. Und es ist allgemein bekannt, dass manche Bücher zu bestimmten Lebensabschnittphasen gehören, wie Hermann Hesse zur Pubertät und Paulo Coelho zu Liebeskummer (wahlweise Lobotomie).
Überraschend wird das Ganze dann, wenn Heiko Schramm begeistert ein Buch vorschlägt, und erst anschließend feststellt, dass es ein wirlich blöder Vorschlag war: „Der Teufel und Sonny Liston. Aufstieg und Fall einer Boxlegende“ von Nich Tosches.
Von Irmgard Lumpini ist ein leicht besser besprochenes Werk aus der diskussionswürdigen Welt der Sportbücher zu hören: „Panama – Das Leben des Boxers Al Brown“ von Eduardo Arroyo.
Ob das Ganze – körperlich-visuelle Erfahrungen als literarische Form – überhaupt Sinn ergeben kann, wird im Anschluss diskutiert…
„..warum drischt der Schramm so auf den Tosches ein, nach dem oben erwähnten Erstlesen vor einigen Jahren war Liston und VOR allem Tosches ein Held für mich, das Buch ein mystisch erscheinender Meilenstein.
Kurzversion: Tosches und Schramm hätten beide von Liston auf die Fresse bekommen.
Aber so was von!..“
„… Bevor ein Boxer mit bis zu 60 kg dem Leichtgewicht zugeordnet wird und dann die Spannen größer als 3 kg werden, kämpfen sie als Halbfliegen-, Fliegen-, Bantam- und Federgewichte.
Sehr gering scheinen diese Unterschiede. Sie sind jedoch, um trotz der Beschränkungen, die ein Sport mit all seinen Regeln aufstellt, absolut notwendig, um zwischen den Kämpfern so etwas wie gleiche Ausgangsvoraussetzungen zu schaffen. Kraft ist Masse mal Beschleunigung. Und so sehr man der Beschleunigung seiner Schläge arbeiten kann, Reichweite und Körpergröße sind nicht veränderbar und bestimmen Kampfstil und Erfolg..
Wer je das Vergnügen hatte, einen dieser Kämpfe zu sehen, wird die Lobpreisungen des Schwergewichts nicht mehr nachvollziehen können. Um wieviel spannender und schneller sind die Kämpfe der unteren Gewichtsklassen, die häufig durch fast zart wirkende Männer bestritten werden!…“
„..Jack Reacher ist, und hier ist dann schluss mit lustig:
KEIN Pazifist, nein, im Gegenteil:
Er ist sogar äusserst brutal und im Kampf schlicht erbarmungslos.
Er gibt niemals, Ich betone: niemals auf,
ist völlig unbestechlich,
effizient,
analytisch wie bauernschlau,
und er erledigt IMMER den Job GANZ, denn im Angesicht des Unrechts ist Jack Reacher im Grunde seine Herzens nur eines: WÜTEND! ..“