„.. Sich kurz entspannen, neue Kraft tanken zu können, zum VER-kraften der harten Tatsache, das das Leben bis zum Ende ein beschwerlicher Batzen aus Problemen BLEIBEN wird – außer du kraxelst oben rauf auf den Batzen, sagst -Fuck you Batzen! -, dann geniesst du die Aussicht für’n Moment und lässt dich vielleicht kurz.. – fallen, aber Vorsicht, nicht einfach nur herab, ins nächste Tal.
Wer schafft das denn?“
Kategorie: Rezensionen
39:0!
Das Geheimnis des Erfolgs im Fußball erklärt Eduard Bass nicht mit den technischen Fähigkeiten und Überlegenheiten des Teams. Er schreibt – Zitat “Das wahre Geheimnis der Klapperzähne kriegten sie nicht mit: Das war die Überlegenheit an Seele und Gefühl, die unbedingte und uneigennützige Hingabe, in der einer dem andern beistand, die wahre, echte Brüderlichkeit.” Nur, damit hier keiner auf blöde Gedanken kommt – so schwülstig ist nicht das ganze Buch. Und manchmal sind Ausdrücke voller Pathos näher an der unerklärlichen Wahrheit dran als nüchterner Realismus.
Also suchen sie sich was. Was ihnen gehört. Gleiche Interessen, gleiches Ziel, verschworene Gemeinschaft, und fertig is’ die Laube. Nenn’s ne Family wenn du so willst. Und diese Familie, die wird dann auch verteidigt. Und für so manchen jungen Kerl im Osten, der immer nur hört, dass er das und das nicht hat, oder so und so Scheiße is, bedeutet es noch was anderes: In der Energie eines Schlages mit der Faust, mal für ‘ne Sekunde wenigstens, frei zu sein! Selber zu entscheiden, obs auch paar zurück in die Backen gibt.
Let’s talk about.. Fußball
Egal ob Sportbuchliebe oder -skeptizismus, vom Fußball hat jeder und jede Ahnung. Fight!
Sportbücher. Des einen inspirierende Reflexion auf etwas, was man gerne tut und schaut, des anderen gar gräulicher Beschreibungsversuch des Unbeschreiblichen.
Die einen sind Irmgard Lumpini und Hesh, der andere resultiert. Deshalb hat sich Herr Falschgold heute auf die Rolle des überzeugbaren Referes zurückgezogen und läßt Irmgard Lumpini „Klapperzahns Wunderelf“von Eduard Bass rezensieren, ein Buch, das dem DFV wohl tausende begeisterte wenn auch meist minder begabte Jungmitglieder eingebracht hat (hier kann Herr Falschgold berichten), aber auch Erwachsenen Vergnügen und Informationsgewinn verspricht und Hesh las begeistert den ersten Teil der Trilogie „Schwarzer Hals, Gelbe Zähne“ von Veit Pätzug, dem Werk über die Fankultur rund um die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden.
In den vergangenen Jahren tauchte der Serienkriminalroman „Mord im Fernsehturm“ punktuell im Dresdner Stadtbild auf. So wurde die 2. Folge in der Stadt plakatiert, im September 2003 wurden von der Fangruppierung Grät Tower Connection einige Folgen im Rahmen des Postplatzprojektes ausgestellt, und es gab 3 rauschende MiF-Parties, eine endete leider in einer Messerstecherei.
Man muss kein Moralphilosoph sein, um sicher zu sein, dass die Manipulation jedes zweiten Dollars, der an den US-Amerikanischen Börsen den Besitzer wechselt eher schwer in allgemein anerkannten moralischen Kategorien erklärbar ist. Nicht, das die paar hundert Menschen, die mit genau dieser Masche ihr Geld verdienen das nicht versuchten.
..Die Welt ist kompliziert, und wem das nicht passt, der geht zur Montagsdemo und beschimpft unseren Aussenminister. Steinmeier wie auch McCarthy sind da weiter – die wissen das. Und ob all die Reflexionen, die in sich widersprüchlichen Kommunikationen in Buch und Film die Geschichte um den Counselor nun behindern, oder eben gerade deswegen zu etwas Besonderem machen, muss jede Leserin und jeder Leser für sich selbst entscheiden…
Kitchen Party!
Irgendwann ist auch mal gut mit Streiten. Nachdem die letzen Werke die von uns wie hoffentlich Euch so geliebte Diskussion zur kleineren Kriegshandlung machte, irgendwo zwischen Krim und Sekt, steht diese Studio B Sendung unter dem Stern der Liebe. Zumindest, was die Diskussion betrifft. Die Werke sind zum Teil erschütternd, Herr Falschgold z.B. erzählt davon, wie bei 85% des Umsatzes an amerikanischen Börsen betrogen wird, gelesen im Buch „Flash Boys“ von Michael Lewis; zum Teil leicht gewalttätig, wie im Serienkrimi „Mord im Fernsehturm“, vorgestellt von Irmgard Lumpini; oder schwerst gewalttätig und trotzdem eine Offenbarung wie in „The Counselor“ von
Cormac McCarthy, schwer begeistert vorgetragen von Hesh.
Am Ende haben alle etwas gelernt und nüchtern ist auch keiner in’s Bett gegangen. Was Euch hoffentlich ähnlich geht:
Die Melange von intelligent, zum Teil brüllend komisch bildschaffendem Englisch und noch eines obendrauf setzendem Jiddisch versetzt den Slowreader nach ein paar Seiten Einarbeitung in ein Alaska, in dem es immer nieselt, auf Strassen schmuddeliger als der Times Sqaure 1974, nach Brackwasser stinkend, wenn es nicht nach Kotze riecht, in Hotelzimmer, in denen defekte Reklame in’s Zimmer blinkt, ein Leben nur erträglich mit Hilfe grosser Mengen Wodkas und – wenn man kein Geld hat – der billigen, untrinkbaren kanadischen Art.
Auch wenn die Juden im Werk Chabons vor der drohenden Shoa in Alaska einen Zufluchtsort gefunden haben, während entsprechende Pläne für eine Umsiedlung durch verschiedene US-Politiker nicht erfolgreich waren – die Shoa ist immer noch unbegreiflich. Statt 6 Millionen Jüdinnen und Juden sind nun 2 Millionen ermordet worden. Unfassbar jede Zahl. Die Überlebenden werden in der Figur des Vaters von Meyer Landsmann erinnert: Zitat:
„Landsmanns Vater war gerade in Sitka eingetroffen, allein, an Bord der Willwaw, frisch von einer Tour durch die Todes- und Flüchtlingslager Europas. Er war fünfundzwanzig, kahlköpfig und hatte fast keine Zähne mehr. Bei einer Körpergröße von einem Meter achtzig wog er siebenundfünfzig Kilo. Er roch komisch, redete wirr und hatte als Einziger seiner Familie überlebt. Er war unempfänglich für den sprühenden Pioniergeist im Zentrum von Sitka, für die Arbeitskolonnen junger Jüdinnen mit blauen Kopftüchern, die Negerspirituals mit Sprüchen von Lincoln und Marx auf Jiddisch sangen. Der kernige Geruch von Fisch, gefällten Bäumen und umgegrabener Erde,das Rumoren von Baggern, die Anhöhen ebneten und den Sund von Sitka füllten, das alles schien ihn nicht zu berühren. …Nichts drang in den dunklen Tunnel seiner Reise, nichts spendete ihm Licht.“
Einleitung erste Phase: Alle Palästinenser aus Israel und Jerusalem raus schmeissen. Einreiseverbot für jeden Nicht-Israeli. Gründung eines eigenen Staates Palästina.
Die arabischen Brüder sollen ihre Brüder brüderlich aufnehmen. Mauern ansonsten bitte doppelt so hoch, Tunnel zuschütten. (Die Palästinenser haben doch aber auch das Recht aufgrund ihrer Herkunft…? Haben Sie, jedoch vorerst nicht! Wer Busse hochjagt, muss Strafe stehen.)
Der Punkt ist: Es darf ein Jahr keine Toten geben. Alle müssen wieder klar denken können.
Deshalb sitzen wir ja hier zu dritt im Studio B. Ein zunächst gheimnisvoller Buchtitel wird bei einer deutschsprachigen Literatursendung spätestens beim dritten Wort zum Politikum: „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ von Michael Chabon.
Herrn Falschgold verwundert das, hält er das Werk doch für einen wunderbaren, funny und doch dunklen Kriminalroman im Kontext einer seltsamen dystopischen Welt, Irmgard Lumpini hebt jedoch gerade auf diese Dystopie ab und deren nur marginale „Verbesserung“ gegenüber der Shoa – und Hesh macht gleich den ganz großen Sprung und löst den Palästinakonflikt.
Daß das in der anschließenden Diskussion nicht ohne intensive Reibung passiert versteht sich. Einigkeit besteht lediglich in einer ausdrücklichen Leseempfehlung, in Original wie Übersetzung.
Bei James Salters Roman “Alles was ist” hatte ich das Gefühl dass es die Menschen selber sind, sozusagen als Element, welche eine ZEIT prägen und SIE quasi ausmachen. SIE repräsentieren die Zeit in der sie leben. Sie selber SIND die Zeit. Und das während IHRES GESAMTEN Zeitraums auf Erden. Und damit SIND Sie auch die ganze WELT. Es ist Ihre Welt.
Teil 1:
Teil 2:
„Alles, was ist“ hat mich an meine Grenzen geführt. Selten fiel es mir schwerer, zwischen einer langweiligen, unsymphatischen Hauptperson und dem Autoren eine klare Linie zu ziehen, umso mehr, als von anderen Rezensenten bereits häufig nach biographischen Parallelen zu James Salters gesucht wurde.
Der Titel, auch im Englischen mit “All that is” zeigt lakonisch Resignation an, vielleicht auch Langeweile, vielleicht und im besten Falle kündigt der Autor an alles, aber auch wirklich alles zu berichten, das einmal war. Finden wir das gut? Irgendwie ja. Aber es könnte auch unendlich langweilig werden.