Dem Autor Lee Child ist etwas Phänomenales gelungen. Abgesehen vom Verkauf von 60 Millionen Buchexemplaren der Jack Reacher Serie weltweit. Und dem genüsslichen Off-Pissen der halben Fanbasis durch die Hauptrollenbesetzung der ersten Verfilmung (lachender Kommentar L. Childs: Dann hat man’s geschafft.). Er ist in unserem Kopf und macht uns mit jedem Band für einige Tage zum Jack Reacher. Zumindest Heiko Schramm geht es so, wie er in seiner persönlichen Sicht in dieser Sendung erklärt. Auch Herr Falschgold kennt diese Erfahrung und berichtet fasziniert vom Autor hinter dem Phänomen. Frau Lumpini findet einige berechtigte Kritikpunkte und diskutiert anschliessend mit den beiden erstgenannten Rezensenten über ihre Erfahrungen mit der derzeit wohl besten Thrillerreihe der Welt.
„Stoischen Gemütes spricht er fast nie und bleibt fast immer ruhig, außer wenn er seine heldischen Nahkampffähigkeiten einsetzen muss, allerdings verabscheut er den Kampf mit Messern. Der Kampf gegen mehrere Gegner ist nie ein Problem. Er trinkt seinen Kaffee schwarz und ist von Mathematik und Bluesmusik fasziniert, und er weiß immer, wie spät es ist, ohne jemals eine Uhr zu konsultieren. Körperliche Gewalt wird in epischen Ausmaßen ausgeübt, die Opfer sind abscheulichste Charaktere. „
Jedes Jahr, Anfang Dezember, füllt sich das Studio B Studio mit Räucherkerzen und Glühweindunst, und Irmgard Lumpini, Heiko Schramm und Herr Falschgold befüllen die Säcke der Weihnachtsmänner unserer Hörer. Dieses Jahr legt Irmgard Lumpini unter anderem Handwerkliches und Antifaschistisches vor, Heiko Schramm präsentiert Klassiker aus den USA und Herr Falschgold empfiehlt fast ausschliesslich Werke von der Insel, der, wo der Fussball herkommt, that is..
Es wurden empfohlen (oder wenigstens angesprochen):
Hannah Pilarczyk (Hrsg.) – Ich hatte die Zeit meines Lebens
Anna Seghers – Der Ausflug der toten Mädchen
A. J. Liebling – Die artige Kunst
Harper Lee – Wer die Nachtigall stört…
Christa Wolf – Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud
Reinhard Kleist – Cash I see a darkness
Eichenseer, Grill, Krön – Omas Strickgeheimnisse
Pam & Nicky Lintott – Layer Cake, Jelly Roll and Charm Quilts
Colette Wolff – The Art of Manipulating Fabric
Nick Tosches – Der Teufel und Sonny Liston
Weihnachtsgeschichtensammlung der Edition Gerstenberg – Spuren im Schnee
Joanne K. Rowling – Ein plötzlicher Todesfall (The Casual Vacancy)
Craig Ferguson – American on Purpose: The Improbable Adventures of an Unlikely Patriot
Tinker Tailor Soldier Spy (Dame König As Spion) (DVD)
Verarscht.
Diese Wette habe ich gewonnen. Da es um nichts ging, habe ich nur laut gelacht, als ich zur letzten Seite des Buches kam, und um ehrlich zu sein, ich kam mir auch ein bisschen verarscht vor:
Denn da stand: „Ich danke meinem Freund Oliver Stone.“
Das erklärte sehr viel: Warum ich mich bei der Lektüre die ganze Zeit gefragt hatte, warum mir ein Drehbuch als Literatur angedreht worden war; warum ausnahmslos alle Charaktere bewußt „schräg“ und pittoresk und dabei eindimensional angelegt waren; warum auf einmal Don Winslows sonst so geschätzter Stil mit augenöffnenden nebenher laufenden und superb recherchierten Erklärungen zur Geschichte klischeetriefenden aber actiontrunkenen Handlungssträngen gewichen waren. Es hätte mir überhaupt nichts ausgemacht, ein Drehbuch zu lesen – ich schaue auf dem Klo auch gerne Kataloge an. Aber da stehts vorn drauf, hier wird es eben erst zum Schluss ehrlich..
The King of Cool
Heiko Schramm über Don Winslow
..alle handelnden Personen wirken wie die Alter Egos des Mannes, der sie erfand. Als wäre er in ihren Blutbahnen, mit direktem Zugang zu Herz und Hirn, und sie lebten real unter uns, solange Winslows Finger über die Tastatur gleiten, und wir von Ihnen lesen.
Einige dieser wirklich vielseitigen Gestalten müssen ganz schön ran und gleich in mehreren Romanen ganze Arbeit leisten, andere hatten bisher Glück, der Boss liess es bei einem wilden Ritt bewenden. Keine dieser Kreaturen aus Don Winslows Phantasie sollte sich jedoch zu früh freuen, bei dessen schwindeleregender Produktivität könnten die Ferien entspannter Nichtexistenz jederzeit ganz schnell zu Ende sein..
Teil 1
Teil 2
narcotraficantes
Let’s talk about…Don Winslow
Schluß mit dem Rumgeeier: Irmgard Lumpini vergisst in Ihrer „Savages“ Rezension die Boxhandschuhe, Herr Falschgold in seiner wiederum die Rosarote Brille abzusetzen. Kann Heiko Schramm ein Blutbad verhindern? Oder kurz: Studio B diskutiert Don Winslow:
Aus Liebe zum Film,
so denkt man sich gelegentlich, sollte man die Zensur wieder einführen. So der Gedanke der Rezensenten von Studio B, jeweils anders formuliert und doch gleichlautend nach quälender Ansicht des Oliver Stone Films „Savages“. Und dabei war der vorlagenschreibende Autor doch Don Winslow, ein langjähriger favorite Heiko Schramms, und wann hat der schon mal schlechten Geschmack bewiesen? Was war schief gegangen? Irmgard Lumpini las das Buch noch einmal und ihre Rezension von „Savages“, dem Buch, bringt Aufschluss. Herr Falschgold macht es andersherum und bespricht ein Buch Don Winslows, aus dem tatsächlich ein guter Film werden kann: „Tage der Toten„. Heiko Schramm erklärt in gleich zwei Teilen, warum Don Winslow großartig ist und das ganze Studio B Team unterhält sich anschließend erwartbar angeregt über alles rund um Don Winslow, „Savages“, den Film, das Buch und überhaupt. Band ab, für Don Winslow, The King of Cool:
Fight or Flight
„Es ist die Beschreibung der Interaktion von Kaputten, von Menschen, die den Tiefpunkt erreicht haben, die eine Millisekunde erstarren vor dem unglaublichen shit der Dir passieren kann, in einem Drecks-50er-Jahre-Amerika, das man Stephen King, siehe letzte Studio B Sendung, um die Ohren hauen möchte, bis sie ab sind…“
Who the fuck is Pete Dexter?
..Pete Dexter schreibt nicht reisserisch oder abgeklärt.
Trotz unglaublicher Aufgeräumtheit und fast schon hoffnungslos machender Effizienz in jedem Satz, ist da keine Spur von Kalkuliertheit.
Seine Sprache ist so kristallin, und der Hörer verzeih mir CAPOTE die dritte…., wie der alte Frosch aus New York es erst ganz zum Schluss, als es um nichts mehr ging, mit dem Erzählband “Music for Chameleons” hinbekommen hat.“
..Zeitlich ist „Paris Trout“ kurz nach dem Ende des Koreakrieges angesiedelt. Indem dies aber nur angedeutet wird, erreicht Pete Dexters Erzählung eine seltsam aus der Zeit gefallene Wirkung und erscheint als Parabel für andere Zeiten, andere Orte…“
Let’s talk about…Pete Dexter
Irmgard Lumpini, Heiko Schramm und Herr Falschgold erklären sich, warum man manchmal deprimierende Werke genießen kann, wie man in den 1950ern joggte und warum Pete Dexter an die Liebe glaubt.
Jahrtausendalte Augen
Es gibt Autoren, die muß man gelesen haben. Und es gibt Bücher, bei denen muß man als Rezensent verdammt aufpassen, um dem Leser die Lektüre nicht zu verschrecken. Wenn beides zusammen kommt, hat man eine spannende Sendung Studio B beisammen. Initiierend verantwortlich zeichnet Heiko Schramm, der die Romane von Pete Dexter auf den Tisch legte und nicht ging, bevor wir anfingen sie zu lesen.
Irmgard Lumpini las und bespricht „Paris Trout“, das Buch für den Dexter den National Books Award erhielt, Herr Falschgold rezensiert „Train“, Heiko Schramm führt den Autor ein und alle zusammen diskutieren, was uns so begeistert hat.
Ach, und die kleine Änderung im Untertitel von Studio B ist schon aufgefallen? You are welcome, Heiko! Very welcome!
Kennedy
Der 22. November 1963 war für die Generation der Babyboomers, was uns 9/11 ist. JFK, der 35. Präsident der Vereinigten Staaten wird in Dallas, TX erschossen – ein immenser Riss im persönlichen Raum-Zeitkontinuum. Jeder, der damals schon bewusst denken konnte, weiss, wo er zur Mittagszeit an jenem Tag war.
Zu denen, die dieses Trauma jahrelang zumindest nicht künstlerisch verarbeiten konnten, gehört Stephen King. Ja, der Stephen King. Im Jahr 2011 vollendete er ein Werk, dass er schon vor 20 Jahren schreiben wollte und das sich mit dem Mord an John F. Kennendy auf eine Art und Weise auseinandersetzt, wie es unerwarteter kaum sein kann – in der Form eines phantastischen Romans, mit Zeitreisen, Paradoxen und allem was zu einem Stephen King Roman dazugehört.
Das dabei trotzdem Weltliteratur herauskommt, beschreiben Irmgard Lumpini und Heiko Schramm in ihren ganz unterschiedlichen Rezensionen – und erklären das gerne auch nochmal Herrn Falschgold in einer Diskussionsrunde mit der passenden musikalischen Umrahmung.
America, Amerika
Irmgard Lumpini, Heiko Schramm und Herr Falschgold diskutieren mit dem Aufhänger „Der Anschlag“/“22/11/63“ Das Amerika der 50er und 60er, Amerika heute und in Zukunft und geben dringlichst passende Buchempfehlung ab.
…Auch wenn 11/22/1963 phantastische Elemente enthält, ist es ein Roman, der sich mit realen Ereignissen, Personen und gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzt.
Für die Recherchen zum Buch traft sich Stephen King unter anderem mit Doris Kearne Goodwin, die als Assistentin von Lyndon B. Johnson gearbeitet hatte. Von ihr stammen einige der furchteinflößendsten Dystopien, die ohne die Ermordung von John F. Kennedy hätten eintreten können. Gleichzeitig ermöglichten die genauen Recherchen nach den Lebensbedingungen und -umständen Stephen King ein äußerst genaues Bild der Vergangenheit, in dem durch unzählige Details vergangene Jahre plastisch werden. Stephen King ist dabei weit entfernt von Nostalgie. Auch wenn sich für die weiße Mittelschicht die Lebensbedingungen kontinuierlich verbesserten – der allgegenwärtige Rassismus, Bigotterie, Kleingeist und Gewalt gegen Frauen werden ebenso gezeigt. Wonach Stephen King sucht ist die Antwort auf die Frage, wie weit jede und jeder Verantwortung für den Verlauf der Geschichte trägt, und in welchem Maße persönliches Glück vor dem Ringen um eine gerechte Gesellschaft für alle stehen kann oder überhaupt darf…