„..Im Englischen Original findet Capote den Rhythmus eines Erzählers nach der ersten Flasche Champagner, wenn aus einem kleinen, nicht sonderlich bedeutenden Erlebnis eine fesselnde Story wird, weil genau die richtige Menge Ethanol dem Erzähler die Zunge löst, ohne die Worte zu vernuscheln, weil ihm Details einfallen, die leuchten, ohne den Erzählpfad zu überstrahlen..“
„..Der Leser wie die Protagonisten müssen also lernen, nur mit dem Geist von Barry Fairbrother zu leben, in bester Englischer Krimimanier ein charakterbeschreibender Name zum Fingerlecken, ein Barry ist schon vor der Beschreibung der Autorin ein kleiner, leicht rundlicher Freudenspender und ein Fair Brother ist er auch noch. Warum muss so ein guter Mensch sterben, Frau Rowling?..“
„..Verwöhnt wie wir von Helden und Erfolgsgeschichten nun mal sind, weil nur für jene, die es ans Licht schaffen, sich die Geschichte die Mühe macht, von deren Existenz zu berichten, erleben wir schauernd, wie sich das Rad der Möglichkeiten wieder zurückdrehen kann, Menschen in die Schlagschatten ihrer Existenz zurück ”rutschen”..“
„..Bam! Bam! Bam! prasselten die negativen Rezensionen über J. K. Rowling herein. Aber ein Roman, der die Beschreibung einer Kleinstadt und ihrer Bewohner in der heutigen kapitalistischen nordeuropäischen Gesellschaft zum Thema hat – wie magisch darf’s denn sein? ..“
Es ist kein besonders gut gehütetes Geheimnis: Boxen gehört zu den Leidenschaften von 2 Dritteln des Studio B Kollektivs. Und es ist allgemein bekannt, dass manche Bücher zu bestimmten Lebensabschnittphasen gehören, wie Hermann Hesse zur Pubertät und Paulo Coelho zu Liebeskummer (wahlweise Lobotomie).
„..warum drischt der Schramm so auf den Tosches ein, nach dem oben erwähnten Erstlesen vor einigen Jahren war Liston und VOR allem Tosches ein Held für mich, das Buch ein mystisch erscheinender Meilenstein.
Kurzversion: Tosches und Schramm hätten beide von Liston auf die Fresse bekommen. Aber so was von!..“
„… Bevor ein Boxer mit bis zu 60 kg dem Leichtgewicht zugeordnet wird und dann die Spannen größer als 3 kg werden, kämpfen sie als Halbfliegen-, Fliegen-, Bantam- und Federgewichte.
Sehr gering scheinen diese Unterschiede. Sie sind jedoch, um trotz der Beschränkungen, die ein Sport mit all seinen Regeln aufstellt, absolut notwendig, um zwischen den Kämpfern so etwas wie gleiche Ausgangsvoraussetzungen zu schaffen. Kraft ist Masse mal Beschleunigung. Und so sehr man der Beschleunigung seiner Schläge arbeiten kann, Reichweite und Körpergröße sind nicht veränderbar und bestimmen Kampfstil und Erfolg..
Wer je das Vergnügen hatte, einen dieser Kämpfe zu sehen, wird die Lobpreisungen des Schwergewichts nicht mehr nachvollziehen können. Um wieviel spannender und schneller sind die Kämpfe der unteren Gewichtsklassen, die häufig durch fast zart wirkende Männer bestritten werden!…“
Dem Autor Lee Child ist etwas Phänomenales gelungen. Abgesehen vom Verkauf von 60 Millionen Buchexemplaren der Jack Reacher Serie weltweit. Und dem genüsslichen Off-Pissen der halben Fanbasis durch die Hauptrollenbesetzung der ersten Verfilmung (lachender Kommentar L. Childs: Dann hat man’s geschafft.). Er ist in unserem Kopf und macht uns mit jedem Band für einige Tage zum Jack Reacher. Zumindest Heiko Schramm geht es so, wie er in seiner persönlichen Sicht in dieser Sendung erklärt. Auch Herr Falschgold kennt diese Erfahrung und berichtet fasziniert vom Autor hinter dem Phänomen. Frau Lumpini findet einige berechtigte Kritikpunkte und diskutiert anschliessend mit den beiden erstgenannten Rezensenten über ihre Erfahrungen mit der derzeit wohl besten Thrillerreihe der Welt.
„Stoischen Gemütes spricht er fast nie und bleibt fast immer ruhig, außer wenn er seine heldischen Nahkampffähigkeiten einsetzen muss, allerdings verabscheut er den Kampf mit Messern. Der Kampf gegen mehrere Gegner ist nie ein Problem. Er trinkt seinen Kaffee schwarz und ist von Mathematik und Bluesmusik fasziniert, und er weiß immer, wie spät es ist, ohne jemals eine Uhr zu konsultieren. Körperliche Gewalt wird in epischen Ausmaßen ausgeübt, die Opfer sind abscheulichste Charaktere. „
Jedes Jahr, Anfang Dezember, füllt sich das Studio B Studio mit Räucherkerzen und Glühweindunst, und Irmgard Lumpini, Heiko Schramm und Herr Falschgold befüllen die Säcke der Weihnachtsmänner unserer Hörer. Dieses Jahr legt Irmgard Lumpini unter anderem Handwerkliches und Antifaschistisches vor, Heiko Schramm präsentiert Klassiker aus den USA und Herr Falschgold empfiehlt fast ausschliesslich Werke von der Insel, der, wo der Fussball herkommt, that is..
Es wurden empfohlen (oder wenigstens angesprochen):
..alle handelnden Personen wirken wie die Alter Egos des Mannes, der sie erfand. Als wäre er in ihren Blutbahnen, mit direktem Zugang zu Herz und Hirn, und sie lebten real unter uns, solange Winslows Finger über die Tastatur gleiten, und wir von Ihnen lesen.
Einige dieser wirklich vielseitigen Gestalten müssen ganz schön ran und gleich in mehreren Romanen ganze Arbeit leisten, andere hatten bisher Glück, der Boss liess es bei einem wilden Ritt bewenden. Keine dieser Kreaturen aus Don Winslows Phantasie sollte sich jedoch zu früh freuen, bei dessen schwindeleregender Produktivität könnten die Ferien entspannter Nichtexistenz jederzeit ganz schnell zu Ende sein..
„..Callan und O-Bop, irische Jungs von der Westside Manahattans, haben währenddessen mehr oder weniger aus Versehen den rechten Arm des Bosses der Irischen Mafia erschossen. Da Callan und O-Bop diesen Faux Pax trotz eilig geschickter Muskelmänner nun schon seit Tagen überleben, ruft der Irische Oberhonzo seine Kollegen von der italienischen Mafia zur Hilfe. Aber Callan und O-Bop haben dem rechten Arm, ohne Kopf, des Irischen Mafiabosses dessen Schuldenbuch abgenommen, und in dem steht der gesandte italienische Mafiakiller mit stolzen 100.000 Dollar in der Kreide verzeichnet..“
„Es ist die Beschreibung der Interaktion von Kaputten, von Menschen, die den Tiefpunkt erreicht haben, die eine Millisekunde erstarren vor dem unglaublichen shit der Dir passieren kann, in einem Drecks-50er-Jahre-Amerika, das man Stephen King, siehe letzte Studio B Sendung, um die Ohren hauen möchte, bis sie ab sind…“
..Pete Dexter schreibt nicht reisserisch oder abgeklärt.
Trotz unglaublicher Aufgeräumtheit und fast schon hoffnungslos machender Effizienz in jedem Satz, ist da keine Spur von Kalkuliertheit.
Seine Sprache ist so kristallin, und der Hörer verzeih mir CAPOTE die dritte…., wie der alte Frosch aus New York es erst ganz zum Schluss, als es um nichts mehr ging, mit dem Erzählband “Music for Chameleons” hinbekommen hat.“
..Zeitlich ist „Paris Trout“ kurz nach dem Ende des Koreakrieges angesiedelt. Indem dies aber nur angedeutet wird, erreicht Pete Dexters Erzählung eine seltsam aus der Zeit gefallene Wirkung und erscheint als Parabel für andere Zeiten, andere Orte…“
Der 22. November 1963 war für die Generation der Babyboomers, was uns 9/11 ist. JFK, der 35. Präsident der Vereinigten Staaten wird in Dallas, TX erschossen – ein immenser Riss im persönlichen Raum-Zeitkontinuum. Jeder, der damals schon bewusst denken konnte, weiss, wo er zur Mittagszeit an jenem Tag war.
Zu denen, die dieses Trauma jahrelang zumindest nicht künstlerisch verarbeiten konnten, gehört Stephen King. Ja, der Stephen King. Im Jahr 2011 vollendete er ein Werk, dass er schon vor 20 Jahren schreiben wollte und das sich mit dem Mord an John F. Kennendy auf eine Art und Weise auseinandersetzt, wie es unerwarteter kaum sein kann – in der Form eines phantastischen Romans, mit Zeitreisen, Paradoxen und allem was zu einem Stephen King Roman dazugehört.
Das dabei trotzdem Weltliteratur herauskommt, beschreiben Irmgard Lumpini und Heiko Schramm in ihren ganz unterschiedlichen Rezensionen – und erklären das gerne auch nochmal Herrn Falschgold in einer Diskussionsrunde mit der passenden musikalischen Umrahmung.