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Magazin Rezensionen Was wir sonst noch Lesen.. Website

Was wir sonst noch lesen (..im Februar 2010)

.. Der erste Teil des fuer den New Yorker üblich-langen und exzellent recherchierten und gefactcheckten Artikels, behandelt die nichtbewältigte Vergangenheit Dresdens, nicht nur als Kriegsschauplatz, der am 13. Februar 1945 in’s Spiel kam und am 14. zuendedefiniert war, sondern als Zentrum des Antisemitismus in den Jahren des dritten Reiches, mit mehreren innerstädtischen Konzentrationslagern, als Parteizentrale, Verkehrsknotenpunkt und militärischem Produktionsstandort..

..Also: auf die Gefahr hin mich bei unseren internetaffinen Hörerinnen und Hörern ahnungslosen Alters verdächtig zu machen, empfehle ich ausdrücklich die böse, böse, Kopfgeburt des Australischen Satiristen David Thorne mit Namen 27bslash6.com zu finden im sogenannten Internet..

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Buch Jake Adelstein Rezensionen Tokyo Vice: An American Reporter on the Police Beat in Japan

Eis für die Kinder vom Kommissar

…jedoch erfuhr Adelstein mit beschriebenem Fehlgriff bei der Anzugswahl schon vor Berufsantritt, womit sich ein Poilzeireporter in Japan hauptsächlich beschäftigt: der Yakuza – der fragmentierten und untereinander rivalisiernden Gemeinde der japanischen Mafia.
Diese Kaste, die äußerlich von schlanken Maennern mit zu wenig Fingergliedern in langärmlichen Hemden (um die flächendeckenden Tattoos zu verbergen) repräsentiert wird, ist in Japan weit, weit etablierter als die italiensiche Mafia oder die amerikanische Cosa Nostra.
In der Rezension erwähnt: Araki: Tokyo Lucky Hole

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Buch Rezensionen Robert Frank

Die Ehrlichkeit im Schnappschuss

Versetzt man sich in den Mindset derer, die das Buch wahrnahmen, als es schließlich 1960 in den USA erschien und betrachtet die Bilder von desillusionierten Arbeitern, die wortlos im Diner sitzen, von den schwarzen Köchinnen, die ihnen die Fried Eggs braten, den ausdruckslos in ihren Autos sitzenden, schwitzenden Rentnern, den offensichtlich falsch lächelnden Politikern auf Wahlkampftour, dann neigt man zum Verständniss für die Annahme, dass hier jemand tendenziös auswählte. So trostlos und trist sah man sich nicht.

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Holzfällen Hörbuch Rezensionen Thomas Bernhard

Wortgewaltige Wiederholung

Der Aufmerksame Studio B – Hörer wird soeben wild insistierend die Kommentarfunktion der Studio B Website für Beschimpfungen Tomo Enoschen Couloirs benutzen, denn, Thomas Bernhards „Holzfällen“ haben wir vor Jahren schon einmal in Ausführlichkeit vorgestellt, aber was sollen wir tun? Er trifft unser Novembergraues Misantrophentum auf den Punkt und wenn man gepolt ist wie der Rezensent, der das Grauen vor Augen haben muss, um sein Verfallen demselben zu erkennen, der muss dieses Meisterwerk des kompromisslosen Sprachrhythmus – nicht lesen, er muss es hören:

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Fear and Loathing in Las Vegas Hörbuch Hunter S. Thomposon Rezensionen

Apropos Amerika

Hunther S. Thompson, erst in der lezten Sendung von meiner Kollegin Irmgard Lumpini mit seinem den Gonzo-Journalismus begründenden Werk „Hells Angels“ kurz empfohlen, ist weltweit im Mainstream mit der Verfilmung seines wohl berühmtesten Werkes „Fear and Loathing in Las Vegas“ angekommen. Das war 1998 und man sah, Johnny Depp sei Dank, dass der Film gut war. Im Jahr 2001 jedoch begab sich Erstaunliches. Drei Jahre nach dem Erscheinen des Kultfilmes wagte es der Verlag Kein  & Aber aus dem Buch ein Hörbuch zu machen, auf Deutsch und zudem mit solchen Larven wie Martin Semmelrogge und Smudo. Was für Drogen waren da wohl im Spiel, fragt man sich und sagt nach 15 Sekunden Hörens: Nur die Besten! Aber Vorsicht, die Nachwirkungen des Hörgenusses sind leicht mitleidige Blicke Unwissender, wenn man bei der nächsten Party vehement solche Larven wie Semmelrogge und Smudo vor der allgemeinen Verachtung in Schutz nimmt. Ihr seid gewarnt.

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Buch David Sedaris Fuselfieber

Apropos Kinder

David Sedaris, Buchautor und Verfasser von Kurzgeschichten im Studio B Leib- und Seelenmagazin „New Yorker“, hat eine Lebensgeschichte wie gemacht als Zielscheibe konservativer Talkshowhosts. Er ist schwul, lebt ein halbes Jahr in New York und das andere mit seinem Freund in Südfrankreich, und ist der einzige Bruder von 5 Schwestern, macht also alles Sinn. In seinem Erstlingswerk, dem Kurzgeschichtenband „Barrel Fever“, auf deutsch „Fuselfieber“, berichtet er unter anderem von seiner Jugend und versucht dabei nur wirklich wenige Klischees auszulassen. Wer das englische Original nicht lesen möchte, muss mit der bei Erstlingswerken leider üblichen, leicht einfallslosen, Übersetzung leben, wird aber mit Humor entschädigt, der oft ein bissel „in your face“ ist und den man mögen muss. Da es sich bei „Fuselfieber“ aber um Kurzgeschichten handelt, sind sie prädestiniert für den Hörbuchgenuss zwischen Wohnungsputz und Mutti-kommt-schon-wieder-zu-Zeitig Panik.

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Buch Dan Brown Dan Brown (Vorleser) Rezensionen

Chicken Mc Nuggets

Chicken Mc Nuggets werden nicht verkauft, um zu sättigen oder gar Genuss zu erzeugen, Chicken Mc Nuggets sind eine Möglichkeit, mit geringstem Aufwand aus dem letzten noch möglichen Abfall tierischer Herkunft etwas zu machen, dass dem Konsumenten gerade noch bis zum letzten Stück möglich ist zu essen. Extremer Aufwand wurde von Dan Brown wie von McDonals betrieben, jedes Detail des Produktes so zu gestalten, dass maximal berechenbarer Profit möglich ist, vom recycelten Rohstoff über das Marketing, das Vermeiden von Verärgerung einflussreicher Lobbyisten bis hin zur Vorbereitung des nächsten Produktzyklus.


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Aufmacher Komplette Sendung

Crisis (\ˈkrī-səs\)

Die Krise als Spektakel zu behandeln spart schlaflose Nächte, meint Herr Falschgold in dieser Ausgabe von Studio B, ist gleichzeitig aber überzeugt, dass ein Spektakel mit einem gewissen Grundverständnis der Action auf der Weltenbühne deutlich mehr Sinn macht – die Nibelungen besucht man schließlich auch erst nach Konsultation des Opernführers. Also stellen wir heute das Programmheft zur Finanzkrise vor: „The Ascent of Money“ von Niall Ferguson.

Eine fiktive Krise, die Machtübernahme der Nazis in den USA während des zweiten Weltkrieges – wie von Philip Roth in „The Plot against America“ beschrieben – haben wir hier schon rezensiert, Frau Lumpini beleuchtet das Buch noch einmal von einer anderen Seite.

Immer wieder stellen wir fest, dass wir Bücher zwar gerne empfehlen würden, das zu preisende Werk jedoch keine amtliche Rezension ergibt. Einige dieser Schmöker empfehlen wir heute in der Rubrik „Was wir sonst noch lesen“.

Viel Spass beim digestieren der Rezensionen und noch mehr beim Nachlesen wünschen entzückt,

Frau Lumpini & Herr Falschgold

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Buch Niall Ferguson Rezensionen The Ascent of Money

Das Programmheft zur Krise

Somit ist „The Ascent of Money“ der ideale Opernführer für das derzeitige Drama, dass irgendwie (noch) niemanden persönlich so zu tangieren scheint, wie es ihm der Anchorman weiszumachen sucht.

Auf 450 Seiten erzählt Ferguson in unprofessoralem Ton, geschichtendurchwoben von dem Ding, das als simples Hilfsmittel begann, um Ernteeinkünfte mit Viehherden besser verrechnen zu können und heute fast allen Menschen fast alles auf der Welt ist.

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#noaudio Brian Greene Buch Der Stoff aus dem der Kosmos ist Falschgold (Vorleser) Rezensionen

Traumstoff

„…Der Drang zu wissen was die Welt im Innersten zusammen hält scheint nach der Erledigung der trivialeren Probleme der menschlichen Existenz, das Thema zu sein, dass den Menschen bewegt. Den Drang zur Sinnessuche haben Priester und Diktatoren ausgenutzt, in Poesie verwandelten ihn Dichter und Musiker und zur meist seriösen Anhäufung von Ansehen benutzen ihn z.Z. Wissenschaftler..“

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Buch Ingo Schulze Ingo Schulze (Vorleser) Neue Leben Rezensionen

Im Gegenturm

„.. Das schlechte Gewissen, Ingo Schulzes Wende-/Nachwenderoman nicht in der Rezension des „Turms“ diesem entgegengestellt zu haben wurde selbstgerecht mit der Begründung weggewischt, beim Hören des Ersteren noch kein de facto Literaturrezensent gewesen zu sein, obwohl es schon wurmt, verpasst zu haben, die unprätenziöse Ehrlichkeit Ingo Schulzes der selbstbeweihräuchernden Verlogenheit des Uwe Tellkamp gegenüberzustellen..“

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Buch Juli Zeh Rezensionen Schilf Susann Bürger

Fernsehen verdirbt den Charakter

„.. Bei einer durchschnittlichen Studio B – Rezensionsdauer zwischen fuenf und zehn Minuten und einer Einleitung von zweien braucht man kein Psychologe zu sein um dem Rezensenten den Schweiss von der Stirn rinnen zu hoeren, hier drueckt sich einer um’s Verdikt, hier ist jemand „gar nicht zufrieden“, vielleicht auch nur „gelangweilt“? „peinlich beruehrt“? „nicht beruehrt“? ..“


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Ebook Sonstiges

Wie wir heute lesen

Ebooks – ein Überblick von Herrn Falschgold

… Der entscheidende Anstoss zur Verbreitung von Ebooks koennte allerdings aus einer vermeintlich todgeweihten Branche kommen – dem Journalismus. Seit Jahren investieren etablierte Zeitungen wie die New York Times oder der Guardian in ihre brillianten, kostenlosen Online-Auftritte, ruinieren sich dabei zusehends und suchen verzweifelt nach einem Businessmodell, dass ihnen das Ueberleben garantiert. Und so bietet die Times Amazons Kindle leicht subventioiniert zusammen mit einem Abbonement ihrer Zeitung an – leider zu einem nicht wirkich attraktiven Preis und zudem nur an Abbonenten, die die Printausgabe nicht erreicht …

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Der Futurologische Kongress Hörbuch Rezensionen Stanislaw Lem

Polnisches LSD

Wenn man jung ist und jede Zukunft gleich weit entfernt, liesst man utopische Romane. Irgendwann jedoch wird man des Unterschieds gewahr zwischen den Moeglichkeiten des 23. Jahrhunderts und wenn das Abitur geschafft ist, dass schon die Verheissungen vom Beginn des Schuljahres wenig mit den Ereignissen beim Abschlussball gemein hatten und ahnt Betrug, wenn von Weltenfrieden und Sex mit Aliens zu lesen ist.

Jahre spaeter merkt man, dass man es mit Zu- wie Abneigung zum Genre uebertrieben hat..

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#noaudio Vorschau

Was kommt?

Am Donnerstag, dem 9.Juli 2009 ab 21:30 gibt es hier die nächsten Rezensionen:

Herr Falschgold bemüht sich heftig Deutschsprachige Literatur zu entdecken, die ihn anspricht, kann aber Verrisslosigkeit für die nächste Sendung nicht garantieren. Frau Lumpini lernt gerade etwas über die Geschichte des Calvinismus, ob das Werk rezensionswürdig ist, werden wir sehen. Wie immer, sobald wir mehr wissen, sagen wir auch mehr.

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Buch Heiner Müller Krieg ohne Schlacht Rezensionen

Die Heiner Müller Maschine

Der vernüftigste Mensch, der je auf dieser Erde wandelte ist am 30. Dezember 2005 gestorben, an Lungenkrebs, ohne zu murren, wie es sich fuer einen vernüftigen Zigarrenraucher gehört. Zum 31. Dezember 2005 ist die Welt, nach 66 Jahren mit wenigstens einem Ansatz an unaufgeregter, wohldurchdachter, interessierter Reflektion derselben, zurückgefallen in ihren inhärenten Zustand der eitlen Selbstbüberschätzung, pseudoideologischer Hatz und irrationalem Bla Bla. Denn, Heiner Müller war nicht mehr.