„Frömbergs Held und Antiheld Förster ist bettelarm, reibt sich für die Arbeit an Spucke auf und wird dabei (…) langsam verrückt. Oder, man kann es auch so sehen – er sieht plötzlich klarer. Er sieht, dass wir alle Leichen im Keller haben. (…) Frömberg hat keine Zeit für Klatsch, es geht ihm um das große Ganze, wie jedem ordentlichen Linken. Daher hat die Nation, hat der März-Verlag, die Wochenzeitung Jungle World, haben Bret Easton Ellis, Zadie Smith, Rainald Goetz und ihre Schreibtheorien einen größeren Platz im Roman als die Redaktion. Es geht Frömberg um die Frage: Wie kann man als Linker, als Pop-Liebhaber, als Mensch in diesem Kapitalismus bestehen, ohne verrückt zu werden?“ (Jörg Sundermeier)
..jaja, es ist nicht immer einfach eine Studio B Sendung zu überschreiben.
In dieser Sendung:
Reichlich fünfzig Jahre nachdem der in der letzten Sendung vorgestellte Robert Frank die USA bereist und photographiert hat, machte sich ein weiterer Ausländer auf, sich ein Bild zu machen: Stephen Fry, englischer Schauspieler und Schriftsteller besuchte im Auftrag der BBC die USA auf eine sehr gründliche Art und Weise: er stattete jedem Bundesstaat einen Besuch ab – und schrieb darüber ein sehr anregendes und brillant bebildertes Buch: „Stephen Fry in America“ – Herr Falschgold stellt es vor.
Carson McCullers „Das Herz ist ein einsamer Jäger“, wurde erstmals 1940 unter dem Titel „The Heart is a Lonely Hunter“ veröffentlicht. Der Titel des Buches gehört wie der Name des Stückes „Blick zurück im Zorn“ – „Look back in Anger“ von John Osborne zu den geflügelten Worten, die oft in leichten Variationen oder Negationen als Liedtitel, Bildunterschrift oder Zeitungsüberschrift herhalten müssen, ohne dass noch ein wirklicher Bezug zum Original besteht. Irmgard Lumpini ändert dies mit der heutigen Rezension für unserer Hörerinnen und Hörer.
Endlich mal wieder ein Verriß, ein leichter dazu! Zu ungeschickt stellt sich die Polizei beim Versuch an, die eigene Ermittlungsarbeit auf besorgte Eltern abzuwälzen, damit die sich – sollten sie denn den Vorschlägen unserer Freunde und Helfer folgen, nur zum Obst machen können. Das Vehikel hierfür ist ein Faltblatt der Polizer Sachsen: Vom Zeichner zum Straftaeter – eine kostspielige Entwicklung. Frau Lumpini berichtet.
Dazu informiert Herr Falschgold kurz über einen „Letter from Dresden“ im New Yorker und empfiehlt eine Website, die seiner boshaften Art entspricht.
Wie immer viel Freude wünschen
Irmgard Lumpini & Herr Falschgold
„..Die USA sind als Land mit cosmopolitanschlürfenden NewYork-, Miami-, LA-Grossstädtern und tabakkauenden Farmbesitzern in Liberty, Kentucky, mit Elchen das Fell abziehenden weissen Republikanerinnen aus Alaska und professoralen demokratischen Präsidenten mit Wurzeln in Hawaii und Kenia, mit Ost und Westküstenrappern, Tabaklobby und Rauchverboten, schwer als Einheit zu greifen. Liest man jedoch den Namen des betrachteten Objektes, „Die Vereinigten Staaten von Amerika“ noch einmal ganz langsam, kommt einem selber der Gedanke wie ihn Stephen Fry vor Antritt seiner Reise hatte: diesem Land gerecht zu werden – indem er jedem seiner fünfzig Entitäten separat und vollaufmerksam einen Besuch abstattet und jedem der fünfzig Staaten ein wenig Quality Time zugesteht..“
Aus der BBC Dokumentation:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=tXk8b3UcorU[/youtube]
„..Carson McCuller treibt die Frage um, ob etwas anderes als Einsamkeit möglich ist, und um es vorweg zu nehmen: Auch wenn Hoffnungslosigkeit nicht das bestimmende Gefühl der Lektüre ist, die Antwort steht vorne drauf und bleibt ja: Das Herz ist ein einsamer Jäger
Carson McCuller treibt die Frage um, ob etwas anderes als Einsamkeitmöglich ist, und um es vorweg zu nehmen: Auch wenn Hoffnungslosigkeitnicht das bestimmende Gefühl der Lektüre ist, die Antwort steht vornedrauf und bleibt ja: Das Herz ist ein einsamer Jäger..“
.. Der erste Teil des fuer den New Yorker üblich-langen und exzellent recherchierten und gefactcheckten Artikels, behandelt die nichtbewältigte Vergangenheit Dresdens, nicht nur als Kriegsschauplatz, der am 13. Februar 1945 in’s Spiel kam und am 14. zuendedefiniert war, sondern als Zentrum des Antisemitismus in den Jahren des dritten Reiches, mit mehreren innerstädtischen Konzentrationslagern, als Parteizentrale, Verkehrsknotenpunkt und militärischem Produktionsstandort..
..Also: auf die Gefahr hin mich bei unseren internetaffinen Hörerinnen und Hörern ahnungslosen Alters verdächtig zu machen, empfehle ich ausdrücklich die böse, böse, Kopfgeburt des Australischen Satiristen David Thorne mit Namen 27bslash6.com zu finden im sogenannten Internet..
Endlich mal wieder ein Verriß, ein leichter dazu! Zu ungeschickt stellt sich die Polizei beim Versuch an, die eigene Ermittlungsarbeit auf besorgte Eltern abzuwälzen, damit die sich – sollten sie denn den Vorschlägen unserer Freunde und Helfer folgen, nur zum Obst machen können.
Außerdem enthalten: rufschädigende Aussagen zur Schreibgerätefirma Edding, und der ausdrückliche Erweckungsruf für weibliche street artists: Auffallend ist die Abwesenheit von weiblichen Adoleszenten im Faltblatt, bei denen scheint eine Karriere als street artist viel erfolgversprechender. Unter dem Radar der Polizei und besorgter Eltern wird es viel einfacher fallen, sich mit Graffiti und Streetart zu beschäftigen, entsprechende Materialien zu besorgen und aktiv zu werden. Also Ladies: Ran an die Dose!
„Martha McCaughey zeigt ihre Wertschätzung für die bisherigen theoretischen Leistungen von feministischen Theoretiker_innen, fordert jedoch die größere Berücksichtigung von körperlicher Selbstverteidigung und betont deren Herausforderung an den Feminismus, neue Wege zu suchen, wie Frauen ihrer Unterordnung in einer Gesellschaft widerstehen können, die doch spezielle Körper mit irrealen Anforderungen z. B. an Schlankheit und Busengröße verlangt. Damit verbindet sie die Forderung an den Feminismus, körperliche Realitäten anzuerkennen und und lenkt den Blick auf die Freude, die dieser körperliche Widerstand ermöglicht – kurz: Feminismus muss physisch werden.“
Feminismus! Japan! USA!
Versetzt man sich in den Mindset derer, die das Buch wahrnahmen, als es schließlich 1960 in den USA erschien und betrachtet die Bilder von desillusionierten Arbeitern, die wortlos im Diner sitzen, von den schwarzen Köchinnen, die ihnen die Fried Eggs braten, den ausdruckslos in ihren Autos sitzenden, schwitzenden Rentnern, den offensichtlich falsch lächelnden Politikern auf Wahlkampftour, dann neigt man zum Verständniss für die Annahme, dass hier jemand tendenziös auswählte. So trostlos und trist sah man sich nicht.
Oh, es riecht gut!
Klingklong, ten o’clock postman, ein fünf Kilo schweres Paket, Aufreißlasche gezogen und plötzlich riecht es nach Papier – frisch bedruckt, da vakuumverpackt bis untern Gabentisch – Weihnachten im Studio B!
Damit Eure artgleichen Geschenke nicht nur so gut riechen wie die unseren, sondern auch genauso spannend, interessant, lustig, traurig, blutig, lecker, klebrig, staubig, seltsam sind, erzählen wir Euch, was in unserem Paket drin sein wird.
Das Ganze wie schon letztes Jahr praktisch in Bücher für Generationen unterteilt, die da von uns willkürlich festgelegt wurden: Kinder, Gleichaltrige, Eltern und Großeltern.
Wir wünschen froheste Weihnachten und die übliche Sauferei eine Woche später,
wie in diesem, so im nächsten Jahr, freudigst,
Irmgard Lumpini und Herr Falschgold
Weihnachten für die Großeltern
„Weil sich die Sehstärke unserer Großeltern im letzten Jahr nicht entscheiden verbessert haben sollte, jedoch jedes Jahr zum Leidwesen der Nachbarn lautere Stereoanlagen fuer unsere Senioren auf den Markt kommen, verschenken wir auch dieses Jahr wieder ein Hörbuch.“
Weihnachten für die Eltern
„..ist es das perfekte Geschenk für das intellektuell gehobenere Elternhaus mit vorzugsweise fünf Kindern oder Enkeln, für jeden einen Zwanni und Frau Mutter und Herr Vater haben ein Buch in Ihrer Bibliothek, dass sie sicher nicht auf dem Schirm hatten, vielleicht auch nicht sofort lesen werden, aber irgendwann werden Sie Euch eine Email schreiben, in denen Sie sich nachträglich nochmal bedanken, welch eine Entdeckung dieses Buch ist.“
- Harry Thürk: Der maskierte Buddha. Hongkong-Krimis
- Reinhard Kleist: Johnny Cash
- Alejo Carpentier: Le Sacre du printemps
- Alexander von Humboldt: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung
- Wolfgang Siebeck: Alle meine Rezepte (Leider vergriffen, bitte Googlen)
Weihnachten für uns
„..das Setting – der Sündenpfuhl L.A., Hollywood, nicht weit von Mexiko und Las Vegas und die Geschichte des Protagonisten: Vietnamveteran, moralisch Aufrechter Lonely Wolf, dem ständig die Abteilung Inneres auf den Fersen ist – verspricht genug Ärger für den Helden und damit Spannung für den Leser dieser Reihe und somit Geschenke für die ganze Familie für geschätzte weitere drei bis vier Weihnachten und Geburtstage.“
Kinderweihnacht!
„..und das Kinder erst mal mit positiven Charaktereigenschaften indoktriniert werden, bevor sie im Alter von ganz alleine zynisch und misslaunig werden, ist bei näherer Betrachtung schon in Ordnung. Deshalb, liebe Eltern, kauft Euren Kindern dieses Buch, Ihr habt zunächst Eure Ruhe und müsst später nur dafür sorgen, dass die Gören keine Streber werden. Bitte!“
Der Sommer wird bereits schmerzlich vermisst, aber spätestens, wenn die ersten Nachfragen nach den Plänen für die Silvesterparty schamhaft vorgetragen werden, weiß man, die Zeit des Faulenzens in der Sonne und der spontanen Treffen im Biergarten, als selbst durch den östlichen Teil Deutschland ein Hauch von karibischer Spontanität wehte – nur unterbrochen von vielen Siestas mit dicken Schmökern, sei es am Strand oder auf dem heimischen Sofas – ja, diese Zeit ist nun vorbei.
Denn ab sofort heißt es: Planung ist alles, wenn man nicht – egal, ob Weihnachtshasser oder nicht – die letzten Wochen des Jahres im Dauerstress verbringen möchte – und sei er nur durch die Vermeidung ebendiesen doch latent vorhanden.
Genug der Betätigungen, die den sinnlichen Genuß des Buchlesens verhindern. Plätzchenbacken, Stollen in Kinderbadewannen kneten, die Räuchermännl und die Schwippbögen und die Pyramiden aufstellen, den Weihnachtsschmuck sortieren und das Silberbesteck putzen, Geschenke einpacken und Anhänger beschriften, bei all diesen Vorbereitungen handelt es sich um Tätigkeiten, die, ob man sie mag oder nicht und dann trotzdem tut, um Vorrichtungen, die durch Hörbücher entscheidend verbessert werden können.
In dieser Sendung stellen wir Hörbücher vor, damit die Beschäftigung mit Literatur für die letzten Wochen des Jahres nicht vollständig aufgegeben werden muss.